Wirtschaft wittert Virusluft

Kurt Stenger über Forderungen zu Reaktionen auf den Coronavirus

Lobbyisten werden bekanntlich dafür bezahlt, dass sie jede sich bietende Gelegenheit nutzen, Politiker in ihrem Sinne zu beeinflussen. Für den Bundesverband der Deutschen Industrie ist der erste größere Ausbruch des neuartigen Coronavirus in Europa die Chance, »wirtschaftspolitische Impulse« zu fordern. Zwar wird man nicht konkret, doch meinen die Unternehmen damit eigentlich immer Steuer- und Abgabensenkungen.

Doch wie groß ist die Bedrohung für die Industrie eigentlich? Wenn auf gestörte Lieferketten durch die Probleme in China verwiesen wird, darf man eines nicht vergessen: Die betroffene Produktion wird nur auf später verschoben und dann nachgeholt. Wie lange dies dauern wird, kann niemand seriös sagen. Der Verweis auf einbrechende Aktienkurse ist auch kein Beleg für eine aufziehende Wirtschaftskrise - er ist nur Beleg für Verunsicherung.

Was es braucht, ist, gut vorbereitet zu sein. Zuerst muss also das Gesundheitssystem in die Lage versetzt werden, eine mögliche Ausbreitung in Deutschland zu verhindern. Dem stehen vor allem die von der Wirtschaft eingeforderten Abgabenbegrenzungen, Kürzungen und Privatisierungen im Gesundheitsbereich im Weg, die viele Krankenhäuser in Bedrängnis gebracht und für den bekannten Pflegenotstand gesorgt haben. Dass dies zum Thema wird, wollen die Lobbyisten nicht: Sie wittern dank des Virus wieder Morgenluft.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -