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Die Resterampe des Jahres

Über Schaltjahr und Schalttagen informiert »nd«-Universalgelehrte Dr. Steffen Schmidt

Ein Jahr, also eine Runde der Erde um die Sonne, dauert 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden. Ist das immer exakt gleich?

Nicht ganz. Es gibt Unwuchten; die Bewegungen der Planeten sind nicht so exakt wie Atomschwingungen. Deshalb kommen zu den Schalttagen ab und zu Schaltsekunden.

Dass es mit dem Kalender langfristig Probleme gibt, wussten schon die alten Römer.

Die haben ein paar Kalenderregeln auch bloß von den Ägyptern geklaut. Denn die hatten schon den Kern des Julianischen Kalenders, den später der Kaiser Julius Cäsar ausrief, mit Februar-Schalttagen in bestimmten Jahren. Wobei das Jahr der Römer ursprünglich im März begann, benannt nach Mars, dem Kriegsgott. Dann ist eben der Dezember nicht der zwölfte, sondern der zehnte Monat, wie der lateinische Wortstamm sagt.

Und der Februar stand ganz am Ende?

Genau, der war die Resterampe des Jahres. Mit dem, was übrig blieb, plus Bonus alle vier Jahre. Dass irgendwann der Jahreswechsel verlegt wurde, liegt angeblich daran, dass am heutigen 31. Dezember die römischen Konsuln gewählt wurden, und am nächsten Tag mussten alle erst mal den Rausch ausschlafen. Übrigens kannte der jüdische Kalender schon sehr früh Schaltmonate.

Damit der Kalender funktioniert, genügt ein Schalttag alle vier Jahre nicht ...

Nein, aber das haben die Astronomen von Papst Gregor XIII. im Mittelalter ganz gut hinkriegt. Die errechneten, dass man in allen Jahren, die durch 100 teilbar sind, keinen Schalttag braucht. In allen Jahren, die durch 400 teilbar sind, aber doch wieder.

Die Ausnahme von der Ausnahme gab es 2000.

Ja, beinahe unbemerkt, denn alle redeten vom Jahrtausendwechsel und dem befürchteten Millennium Bug, also der Gefahr für die Computer.

Die Kirche hatte mal die Kalenderhoheit?

Die mussten ja ihre religiösen Feiertage genau ausrechnen, in allen Religionen. Und dann kann man mit dem Kalender auch Geschäfte machen. Die preußische Akademie der Wissenschaften beispielsweise hat sich lange vor allem mit dem Verkauf der Kalenderrechte finanziert.

Eine Bauernregel: Schaltjahr ist Kaltjahr.

Hmm, die ist im Moment von vorgestern. Obwohl, vielleicht kommt noch ein später Kälteeinbruch und macht die Obstblüte zunichte.

Was würde passieren, wenn das Jahr stur immer nur 365 Tage hätte?

Silvester würde rückwärts durchs Jahr wandern wie der muslimische Fastenmonat Ramadan und wäre irgendwann auch mal im Sommer.

Haben Menschen, die am 29. Februar geboren wurden, nur alle vier Jahre Geburtstag?

Eigentlich ja, aber sie werden genauso schnell alt wie alle anderen. Es gibt übrigens auch andere doofe Geburtstage, etwa den 24. Dezember.

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