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Kapital und Krankheit
Stephan Kaufmann über den Kurssturz durch Covid-19
Die Ausbreitung des Virus Covid-19 hat dem US-Aktienmarkt die schlechteste Woche seit der großen Finanzkrise beschert und den europäischen Börsen die schlechteste seit der Eurokrise. Abwärts geht es mit den Aktienkursen nicht wegen der ökonomischen Schäden durch das Virus - die sind noch gar nicht sicher. Sondern genau wegen dieser Unsicherheit, die italienische Anleihen ebenfalls nach unten zieht, womit sich die marktwirtschaftliche Logik durchsetzt, nach der Länder umso höhere Zinsen für ihre Schulden zahlen müssen, je schlechter es ihnen geht.
Was die Anleger wegen Covid-19 befürchten, sind nicht Armut und leere Supermarktregale. Sondern die Möglichkeit, dass das Virus den Zweck der globalen Wirtschaftstätigkeit beschädigt: ihr Wachstum. Derzeit wird gewarnt, Chinas Wirtschaftsleistung könnte dieses Jahr »nur noch« um 5,6 Prozent steigen und die globale Produktion »nur noch« um 2,8 Prozent. In der Folge würden die Gewinne beispielsweise der US-Unternehmen dieses Jahr stagnieren und 2021 bloß um sechs Prozent zunehmen.
Keine Rolle spielt für die Börsen, dass China durch die Produktionsstopps der vergangenen zwei Wochen 100 Millionen Tonnen weniger CO2 emittiert hat. Beruhigt werden sie auch nicht durch delikate Modellrechnungen der Weltgesundheitsorganisation, nach denen 200 000 Virus-Opfer die globale Wirtschaftsleistung bloß um 0,2 Prozent drücken würden. Die Börsenkurse fallen trotzdem. Und so geben die Märkte auf ihre Weise zu Protokoll, dass der in Aktien, Profiten, Fabriken und Waren vorliegende Reichtum am Ende nicht abhängt von geschickter Steuerpolitik, niedrigen Zinsen, Hochtechnologie oder wagemutigen Unternehmern, sondern schlicht davon, dass die Menschen jeden Tag zur Arbeit gehen.
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