Äpfel, Birnen und Corona

Kurt Stenger über Aktionismus, den die Politik sonst verweigert

In der Corona-Krise überschlagen sich die Ereignisse: Bundesweit wird das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt, Schulen und Kitas machen dicht, die Regierung spannt einen riesigen Rettungsschirm für die Wirtschaft auf und schließt die noch offenen Landesgrenzen. Ein fast schon panischer Aktionismus, bei dem ein Land das andere zu übertreffen versucht, hat die Politik befallen. Das vielleicht Erstaunlichste ist, dass die Maßnahmen nicht einmal diskutiert werden und der Bundestag einstimmige Beschlüsse fasst. Ein kleines Virus hebelt die Demokratie aus.

Die Standardrechtfertigung dafür lautet bekanntlich: Die Wissenschaft fordert nun mal solch drastische Sofortmaßnahmen. Und wer will sich schon dem Sachverstand verschließen? Merkwürdig, dass wir genau dies in der Klimadebatte über Jahre verfolgen konnten. Hier ergriff die Politik nicht einmal halbherzige Maßnahmen, obwohl die Erkenntnisse und Forderungen der Klimaforscher weit ausgereifter sind als in der Corona-Forschung, wo vieles noch unklar ist oder ständig revidiert wird.

Dass so unterschiedlich agiert wird, liegt nicht etwa an den Folgen einer ungezügelten Pandemie. Die Folgen des Klimawandels werden katastrophaler und vor allem über eine viel längere Zeit zu spüren sein. Dass Corona und Klima ein Äpfel- und Birnenvergleich ist, liegt an etwas Anderem: Bei Ersterem geht es um - immer gerne geleistete - Hilfen für Wirtschaft und Finanzmärkte, bei Zweitem um deren Bändigung.

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