Es bleibt ein Desaster
Politologe Bert Hoffmann über Kubas Kampf gegen das Coronavirus
Wie gut vorbereitet ist Kubas Gesundheitssystem auf die Coronakrise?
Kubas Gesundheitssystem ist nicht auf die Coronakrise vorbereitet - kein Gesundheitssystem ist das. Aber Kubas Gesundheitssystem hat mehr Erfahrung mit Seuchen als jedes andere in Lateinamerika. Das hat auch mit der Ebola-Bekämpfung zu tun, wo Kuba an vorderster Front war und Ärzte nach Westafrika geschickt hat. Zudem hat Kuba durch Pharmazieprodukte in China zur Bekämpfung des Coronavirus beigetragen. Auch da ist Kuba viel früher und näher involviert gewesen als andere Staaten. Kubas Gesundheitssystem hat verschiedene Schwächen im Alltag. Es ist also nicht zu idealisieren und längst nicht mehr so gut, wie es mal war. Aber es ist sehr flächendeckend, was die Versorgung angeht, und effizient bei Evakuierungsaktionen wie Fall von Hurrikans. Da kann diese ganze Maschinerie eines Staates, der sehr zentralisiert organisiert ist, eine militärische Vorgehensweise zur Geltung bringen, die sich über wirtschaftliche Sorgen hinwegsetzt. Das ist eine Stärke, die Kuba hat, bei der Bekämpfung einer Epidemie. Und Kuba hat Institute für Tropenmedizin und Analyselabore. Kubas Gesundheitssystem ist mit am besten, wenn nicht sogar am besten in ganz Lateinamerika vorbereitet auf eine Epidemie, wie wir sie jetzt erleben.
Können die Erfahrungen und bei der Bekämpfung von Dengue oder Zika helfen?
Diese Erfahrungen helfen natürlich. Kuba kann auch so etwas wie Einschränkungen des öffentlichen Lebens und Einschränkungen von Wirtschaftsprioritäten aufgrund seiner politischen Struktur sehr viel direkter durchsetzen als man das in Deutschland kann. Das kann Kuba viel zentralistischer entscheiden, wenn es soweit ist. Im Moment haben wir ja noch keine Epidemie. Man hat einzelne Fälle, die identifiziert worden sind. Und Isolierung sowie Quarantäne sind Maßnahmen, auf die Kuba total vorbereitet ist, weil man letztlich ja auch immer eine Situation einer kriegerischen Auseinandersetzung mit den USA im Raum steht. Da gibt es Pläne für Notfallsituationen, die sicherlich sehr viel mehr Präsenz im Leben haben als in Deutschland. Und insofern helfen nicht nur die konkreten Erfahrungen mit Ebola, Dengue oder Zika, sondern auch die ganze Mobilisierung, die dann stattfinden kann, den öffentlichen Raum zum Beispiel zu desinfizieren, im Zweifelsfall aber auch lahmzulegen, wie man das auch in China in Wuhan gesehen hat.
Was würde ein Einbruch oder gar Stopp des Tourismus bedeuten?
Ökonomisch bleibt es trotzdem ein Desaster für Kuba. Auch wenn es keine große Zahl von eigenen Fällen im Land gibt; der Tourismus wird in diesem Jahr komplett zusammenbrechen. Kuba ist sehr darauf angewiesen: Der Tourismus ist einer der ganz wenigen Bereiche der kubanischen Wirtschaft, die wachsen. Dadurch wird es einen massiven Einbruch geben und das Land, das ohnehin in einer ganz tiefen Wirtschaftskrise steckt, sehr, sehr hart treffen. Vieles andere ist noch gar nicht abzusehen.
Fragen: Andreas Knobloch
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