Wer soll das alles schauen?
Von Monopolen und Blasen: Mit Disney Plus kommt ein weiterer Streamingdienst auf den Markt
Streaming-Plattformen haben nicht nur die Art, wie wir Filme und Serien konsumieren, fundamental verändert. Sie stellen auch die Logik auf den Kopf, nach der dieses Entertainment bisher produziert wurde. Verkauft wird nicht mehr nur das Produkt - ein Film oder eine Serie - sondern auch die Produktionshallen selber: Wer hat welches Abonnement bei welchem Streamingdienst und damit Zugriff auf welche Konsummöglichkeiten?
Disney Plus ist nun der neueste Ableger dieser »kapitalistischen Innovation«, der auf den Markt drängt. Im Moment sieht es so aus, als seien die meisten Menschen dazu bereit, ein Abonnement für nur einen Anbieter abzuschließen. Damit kann es diesen Plattformen nur um Monopolisierung gehen und somit wird Disney Plus, ab dem 24. März in Deutschland erhältlich, zum Angriff auf die bisherigen Marktführer Netflix und Amazon Prime blasen. Denn Disney Plus hat einiges im Gepäck: Aktuell gehören acht der zehn kommerziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten zum Disney-Konzern. Dazu kommen die Rechte an Serien wie »The Simpsons« - Disney hätte die aktuelle Coronakrise wahrscheinlich gar nicht gebraucht, um mit solch einem Knall auf dem deutschen Markt zu landen.
Die Streaming-Plattformen verändern aber auch den Medienmarkt. in Deutschland. Vorbei sind die Zeiten, in denen Privatsender wie ProSieben US-amerikanische Produktionen auf den Markt spülten und exklusiv vermarkten konnten. Nicht nur Disney, auch andere Hollywood-Studios halten mittlerweile die Rechte an ihren Serien und Filmen zurück, um sie dann selbst auf eigenen Plattformen auszuspielen. Immer mehr Serien werden zudem exklusiv für Netflix und Nachahmer produziert. Man geht zwar immer noch kurzfristige Kooperationen mit den alten Big Playern ein - die Serie »Babylon Berlin« wurde im letzten Jahr sowohl auf ARD als auch auf Sky gezeigt, auch » Star Wars: The Mandalorian« ist auf ProSieben zu sehen. Denn die Streamingdienste brauchen diese Unterstützung noch. Besonders in Deutschland scheint es noch eine Abneigung zu geben, mehrere Dienste zu abonnieren. Wohin auch mit der ganzen Unterhaltung? Eine Untersuchung des Wirtschaftsportals »Quartz« fand heraus, dass man ein Jahr lang vier Stunden täglich Netflix schauen müsste, um alle Eigenproduktionen zu sehen. Kommt es also bald zu einem Peak, an dem immer mehr Streamingdienste auf ein saturiertes Publikum treffen - und platzt dann die Blase? Tatsächlich machen viele Plattformen noch keinen Gewinn. Letztlich bekommt der Mensch aber für den Preis von zwei Kinotickets einen Dienst, der ihn mit einer Flut an Filmen und Serien versorgt. Dafür muss noch nicht mal der Gang ins Kino gewagt werden. Social Distancing in Perfektion.
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