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»Der neue Impfstoff kommt nicht so bald«
DR. SCHMIDT ERKLÄRT DIE WELT: Das neue Coronavirus
Wegen der Coronakrise arbeitet halb Deutschland im Homeoffice, die andere Hälfte guckt Filme im Internet. Ist Deutschland dafür technologisch ausgerüstet?
Zumindest behaupten die großen Internetprovider das. Die sagen, sie hätten über 30 Prozent Reserve. Ob das auch auf den letzten Metern der Leitung zu den Nutzern stimmt, ist eine andere Frage. Oder fern von den Ballungsgebieten.
Kann so eine Krise einen Innovationsschub auslösen, etwa für die Infrastruktur?
Wenn der Staat das der Privatwirtschaft überlässt, tut die nur dort etwas, wo es sich lohnt. Die öffentliche Hand müsste sich also öffnen, und es müsste viel Geld drinliegen. Immerhin wurden Teile unserer Infrastruktur - Telefonnetz, Stromnetz - mal vom Staat aufgebaut und erst im Zuge des neoliberalen Aberglaubens privatisiert. Das Ergebnis: Telefonieren wurde billiger, aber der Service deutlich schlechter.
Weltweit wird an einem Impfstoff gegen das neue Virus geforscht. Das Hauptproblem?
Erstmal muss man sich das Virus so genau angucken, dass man Stellen findet, die über mehrere Virusgenerationen konstant bleiben oder vielleicht sogar innerhalb der ganzen Virusfamilie relativ konstant sind.
Wie lange dauert so eine Generation?
Coronaviren sind zwar nicht so extrem veränderlich wie Grippeviren, aber sie mutieren doch. Da ist es eine unglaubliche Leistung, dass die Chinesen schon die Gensequenz der Viren veröffentlichen konnten und man inzwischen eigentlich relativ sicher ist, welche Stellen des Virus sich für einen Impfstoff eignen könnten. Aber dann muss man den Impfstoff entwickeln, ein Produktionsverfahren entwickeln und den Impfstoff testen.
Was ist wahrscheinlicher - dass zuerst ein neuer Impfstoff da ist oder sich ein existierendes Medikament als geeignet erweist?
Das sind zwei Paar Schuhe. Die Impfung schützt vor einer Infektion. Ein Medikament würde dagegen bereits Erkrankten helfen. Beides ist nötig, aber so bald nicht zu haben.
Die Politik hört im Moment erstaunlich genau darauf, was die Wissenschaftler sagen. Kann das Langzeitwirkungen haben für die Art des Politikmachens?
Schön wäre das, aber da bin ich sehr im Zweifel. Nach meiner Beobachtung ist das Lernen aus solchen Erfahrungen eher eine kurzlebige Angelegenheit.
Sind die Menschen überhaupt lernfähig?
Als Individuen ganz offenkundig. Der Mensch als Gattung - tja, da hat man manchmal das Gefühl, dass wir aus der Geschichte nicht viel lernen. Allein wenn man sich anschaut, wie viel rechter, autoritärer Schmutz auch jetzt wieder hochgespült wird. Aber vielleicht ist diese Meinung auch nur der Kulturpessimismus der Alten.
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