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Schuss ins eigene Knie
Die Ablösung von Jörg Meuthen als AfD-Parteichef dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein
Es gab in jüngster Vergangenheit mehrere Versuche, die AfD zu spalten. So hat die ehemalige Parteisprecherin Frauke Petry nach ihrem Rückzug aus der AfD die Blaue Partei aus der Taufe gehoben. Zusammen mit dieser CSU-ähnlichen Vereinigung ist Petry schnell in der politischen Versenkung verschwunden. Genauso erging es André Poggenburg, ein Bruder im Geiste des AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. Der ehemalige Fraktionschef im sachsen-anhaltischen Landtags zog sich nach zwei Abmahnungen von Seiten des AfD-Bundesvorstands aus der Rechtspartei zurück und gründete die Partei Aufbruch deutscher Patrioten – Mitteldeutschland. Dem AfD-Mitgründer Bernd Lucke ging es nicht viel besser.
Der aktuelle Parteivorsitzende Jörg Meuthen hat Ähnliches im Sinn. Ihm ist der nationale »Flügel« um Höcke schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge. Er schielt auf ein liberal-konservatives Publikum, das sich in jüngster Vergangenheit von Union und FDP abgewandt hat. Auch wenn Meuthen genug Parteimitglieder von seinem Vorschlag überzeugen könnte, was ernsthaft zu bezweifeln ist, dürfte seine Rechnung nicht aufgehen. Denn zu lange hat er mit Höcke, Andreas Kalbitz und anderen Halbnazis gemeinsame Sache gemacht. Zu lange hat er Parteitagsbeschlüsse getragen, die eine rassistische Handschrift hatten. Und zu lange hat der Nationalliberale selbst vom Aufstieg der AfD profitiert, um nun glaubhaft vermitteln zu können: Ich habe das so nicht gewollt.
Meuthens Ansage ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Schuss ins eigene Knie - und zwar aus eine doppelläufigen Schrotflinte. Erstens nützt sein Vorstoß dem »Flügel« dadurch, dass der sich nun als Bewahrer der Parteieinheit für die »nationale Sache« profitieren kann. Meuthens Gegner dürften also noch mehr Unterstützung bekommen, als sie ohnehin schon haben. Eine zunehmende Radikalisierung wäre die Folge. Und zweitens steht der Parteichef nun als jemand am Pranger, der die Krise der AfD verschärft. Zuletzt hatten sich nämlich die Umfragewerte der Partei auf rund zehn Prozentpunkte verschlechtert.
Es würde an ein Wunder grenzen, wenn Meuthen dieses Manöver als Parteichef unbeschadet überstünde. Sein Abgang dürfte inzwischen nur noch eine Frage der Zeit sein.
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