Lebensmittel verteilen statt hamstern

Deutsche Umwelthilfe und Foodsharing starten Petition, um Lebensmittelspenden zu vereinfachen

  • Birthe Berghöfer
  • Lesedauer: 3 Min.

Gemeinsam mit der Initiative gegen Lebensmittelverschwendung Foodsharing fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ein Gesetz zur Vereinfachung der Rettung von Lebensmitteln. Haftungsrisiken bei Lebensmittelspenden sollen gelockert und die Verteilinfrastruktur verbessert werden.

Gerade in Zeiten von Corona sei die Lebensmittelrettung besonders wichtig. Konsumforscher berichten mittlerweile zwar von einem Rückgang der Hamstereinkäufe, die Rettung und Verteilung überschüssiger Lebensmittel wird durch Krisenmaßnahmen jedoch weiter erschwert. Händler, Gastronomen und Bäckereien, die Lebensmittel spenden, haften nämlich für mögliche gesundheitsschädliche Folgen gegenüber den lebensmittelrettenden Organisationen. Diese wiederum haften gegenüber Menschen, die ihre Spenden entgegennehmen. »Vielen ist das Risiko, Lebensmittel zu spenden, deshalb zu hoch. Die Corona-Pandemie verstärkt die Unsicherheit, Lebensmittel unbedenklich weiterzugeben zusätzlich«, erklären DUH und Foodsharing.

Mit der Petition »Lebensmittelrettung muss einfacher werden« fordern die Organisationen nun von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und allen zuständigen Ministerien mehr Rechtssicherheit bei der Lebensmittelrettung sowie staatliche Unterstützung von Verteilinfrastruktur - auch über die Corona-Krise hinaus. Gesetzliche Rahmenbedingungen könnten sich dabei am italienischen »Gute Samariter Gesetz« orientieren. Das Gesetz macht Wohltätigkeitsorganisationen, die Lebensmittel sammeln, für korrekte Lagerung und Überwachung des Verfallsdatums verantwortlich und Unternehmen nicht haftbar. Händler und Gastronomen erhalten zudem steuerliche Vorteile, wenn sie Lebensmittel spenden. »Mit der Einführung eines deutschen 'Gute Samariter Gesetzes' können wir Lebensmittelverschwendung effektiv und nachhaltig reduzieren«, meint Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer DUH.

Dass Tafeln und soziale Einrichtungen durch Corona nicht wie gewohnt Lebensmittel weitergeben können, führe dazu, dass sogar noch mehr Lebensmittel weggeschmissen würden, heißt es in der Petition. Um bedürftigen und obdachlosen Menschen zu helfen, fordern DUH und Foodsharing auch die Verbesserung der Verteilinfrastruktur. Sogenannte Fair-Teiler-Stationen, öffentlich zugängliche Orte, an denen Lebensmittel abgegeben und mitgenommen werden können, sind beispielsweise kaum ausgebaut, wenig rechtssicher und ohne finanzielle Unterstützung. Um Bedürftigen dennoch zu helfen, gibt es deutschlandweit immer mehr Gabenzäune für Lebensmittel, Tierfutter und Hygieneartikel.

Petra ist Lebensmittelretterin und in der Foodsharing-Community unterwegs. Dem »nd« erzählt sie, dass es gerade mehr »Slots«, also Abholstationen, gibt, weil Tafeln weniger aktiv sind. Die Community habe außerdem eine Achtsamkeitsliste bekommen mit Hinweisen zu Abstands- und Hygieneregeln und Tipps für den Umgang mit der Polizei in besonders restriktiven Bundesländern. »Das Wegwerfen von guten Lebensmitteln durch den Handel ist ein Unding«, meint Stefan Kreutzberger vom Vorstand von Foodsharing. »Es muss auch in Deutschland deutlich günstiger und leichter werden, sie zu spenden und weiter zu geben.«

Laut DUH werden in Deutschland jährlich rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeschmissen. Das sind 571 Kilogramm, die jede Sekunde in der Tonne landen, ein Drittel davon in Gastronomie und Lebensmittelhandel. Diese Verschwendung hat auch Folgen auf Klima und Umwelt.

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