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Lokalsport aus Sammlersicht

Fanartikel sind die große Leidenschaft des Berliners Sascha Zäpernick.

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 4 Min.

Wer mit ihm ins Plaudern kommt, erhält zwangsläufig tiefe Einblicke in die erstaunlich weite Welt des Berliner Lokalsports: Sascha Zäpernick kennt die Vereinslandschaft, die Köpfe und Macher hinter den Klubs in der Hauptstadt wie kein Zweiter. »Mein ganzes Leben dreht sich, schon seit ich denken kann, um Sport«, sagt der 47-jährige gebürtige Reinickendorfer aus dem Berliner Norden. Seine Lieblingssportart ist neben dem Handball eindeutig Fußball. »Egal, ob ich bei mir in Reinickendorf, in Charlottenburg, in Köpenick oder auch mal in Prenzlauer Berg zum Spiel gehe, man erkennt mich überall«, sagt er mit einem breiten Grinsen.

Dass Zäpernick so etwas wie der bunte Hund der Berliner Kickerszene ist, hat einen Grund: Seit Anfang der 90er Jahre ist er mit seiner Sicherheitsfirma bei den großen und kleinen Partien der verschiedenen Spielklassen am Start und sorgt mit seinen Mitarbeitern dafür, dass auch der letzte auf Krawall gebürstete Schmalspur-Hooligan nicht aus der Reihe tanzt. »Ich bin kein Kind von Traurigkeit«, sagt Zäpernick und schmunzelt. »Als Ordner musst du manchmal einfach hart durchgreifen, um dafür zu sorgen, dass jeder Fan für sein Eintrittsgeld auch ein großartiges und friedliches Fußballerlebnis zu sehen bekommt.«

Zäpernick begann bereits im Alter von 16 Jahren, bei den Eishockeyspielen des BSC Preußen Programmhefte und Vereinswimpel mit seinem kleinen Bauchladen zu verkaufen. In diese Zeit fallen auch seine Anfänge als Ordner im Berliner Olympiastadion bei Hertha BSC. An den Startschuss für seine zweite große Leidenschaft neben dem Sport - dem Sammeln von Fanartikeln nämlich - kann sich Zäpernick noch sehr gut erinnern: »Es begann alles an einem schönen Spätsommertag im Jahr 1998.« Damals war er gerade zum Personenschützer ausgebildet worden und betreute die öffentliche Verteilung von Deutschland-Trikots durch den Fußballnationalspieler Dariusz Wosz auf dem Alexanderplatz. »Tausende Menschen drängten sich auf dem Alex, um eines der 20 Trikots zu ergattern, die verteilt wurden«, erzählt Zäpernick. Da er sich mit Wosz an diesem Tag gut verstanden hatte und sein Dienst einwandfrei verlief, bekam er eines der begehrten Leibchen geschenkt.

»Das Trikot der deutschen Nationalelf von der Weltmeisterschaft ’98 in Frankreich war mein allererstes Sammlerstück«, wie er auch heute noch mit einigem Stolz sagt. Allerdings landete das gute Stück damals zunächst kaum beachtet in einer hinteren Schrankecke. Erst ein paar Jahre später beim Umzug und dem damit verbundenen Ausmisten entdeckte er es wieder. Kurzentschlossen bot er es im Internet zum Verkauf an. »Einfach nur so, ich hatte keine Verwendung für das alte Trikot«, sagt er. Am Ende ging das nostalgische Fußballhemd für 250 Euro an einen Sammler. »Durch diesen Verkauf habe ich zum ersten Mal auf den einschlägigen Internetseiten gesehen, was die Vereine alles so an Fanartikeln und Merchandise herausgeben«, erzählt Zäpernick.

Das Interesse des Sportfanatikers war geweckt. Seine Sammelleidenschaft auch. Ganz besonders hatten es Zäpernick selbstredend die Berliner Vereine und deren Fanartikel angetan, auf die er seine Suche schnell fokussierte. Dabei fiel ihm ein Artikel ganz besonders ins Auge: Anstecknadeln. »Praktisch alle Vereine in Deutschland und Europa haben bis in die späten 80er Jahre hinein kleine Anstecknadeln mit ihrem Logo darauf produziert«, sagt Zäpernick. Die kleinen Metallanstecker wurden Ehrenpräsidenten verliehen, zu bestimmten Wettkämpfen herausgegeben oder manchmal einfach nur zur Vermarktung für den jeweiligen Verein angeboten.

»Ich interessiere mich für die Geschichte der Vereine, die sich hinter jeder einzelnen Anstecknadel verbergen«, sagt Zäpernick. Über die Jahre hat er wie ein Weltmeister gesammelt, und das Resultat lässt sich sehen: In seinem Büro in Berlin-Tegel hat er 40 000 historische Vereinsanstecknadeln zusammengetragen, darunter 5000 allein von Berliner Klubs. Dazu lagern in Zäpernicks Warenlager noch Tausende Schals, Wimpel, Fahnen, Mützen und Gläser von allen möglichen Sportarten und von Vereinen weltweit. »Ich sammle die Fanartikel und verkaufe einen Teil wieder«, erzählt er. Das mache er aber nicht, um Geld zu verdienen. Ihm geht es um den persönlichen Kontakt: »Ich möchte mit den Menschen über Sport sprechen.« Deshalb vertreibe er seine Artikel auch nicht übers Internet, sondern gehe mit seinen Ständen zu Fußballturnieren und anderen Sportevents in Berlin und ganz Deutschland.

Fixe Termine sind auch die von Zäpernick organisierten Sammlerbörsen, wo er sich mit Gleichgesinnten zum Tausch und Fachsimpeln trifft. »Das Sammeln ist zusammen mit dem Sport meine große Leidenschaft, und ich wünsche mir, dass ich nachfolgende Generationen für mein Hobby begeistern kann«, sagt er. Weil er weiß, dass er mit seinen Fanartikeln nur einen ganz bestimmten Personenkreis erreichen kann, hat er Großes vor: »Ich träume von einem europäischen Fußball-Anstecknadelmuseum in Berlin.«

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