Berliner Gangart

Ernst-Georg Schwill tot

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt in der Schauspielkunst eine besondere Souveränität: sich in einem Zusammenhang zu bewegen, ohne ihn zu dominieren. Die große Kunst: so spielen zu können, dass im Zentrum der eigenen Erregung meist ein anderer steht, aber dennoch unverwechselbare Strahlung entsteht, direkt aus der Zurückgezogenheit. Das war, über viele DEFA-Film- und Fernsehzeiten hinweg, die Eigenheit von Ernst-Georg Schwill. Bis hin zum jahrelangen Berliner »Tatort«-Kommissarsgehilfen.

Ein schönes Fühlen mit allen Elementen des Wirklichen; Zuträgerschaft für Bejahungsenergien - er war der kleine Helle, war die resistente Frohnatur. Aber beizeiten da auch der tiefe Ernst eines Menschen, der zu früh die bitterste Erfahrung macht. Im ewigen Verwitterungswesen der Dinge: »Wer möchte nicht im Leben bleiben?«, hieß es in Heiner Carows berührendem DEFA-Film »Sie nannten ihn Amigo«, im Lied von Wera Küchenmeister und Kurt Schwaen. Schwill spielt einen Fünfzehnjährigen, der einem KZ-Häftling im Versteck hilft, zu überleben. Der große Fred Düren und der mutige Junge: eine unvergessliche Liaison zwischen Vorsicht und zupackendem Mut. »Berlin - Ecke Schönhauser«. Zwei Jungs in den Hauptrollen. Den einen Halbstarken gibt der kantige, früh schon kunstfigürliche Ekkehard Schall, den anderen: Ernst-Georg Schwill. Die schnoddrige Berliner Gangart der Unternehmungslust.

Schwill, eine Waisenheim-Existenz. Ein erfolgreicher Weg vom Handfesten, dem Autoschlosser-Traum, ins Luftige des Komödiantentums. Nun ist er im Alter von 81 Jahren in Berlin gestorben.

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