Weckruf aus dem Stand-by

Bund und Länder wollen Schulen schrittweise öffnen

Stufenweise sollen Kinder und Jugendliche wieder an die Schulen zurückkehren. Darauf haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder am Mittwoch geeinigt. Zuerst werden die Abschlussklassen wieder vor Ort unterrichtet, alle anderen später. Vor den Sommerferien sollten möglichst alle Schüler in die Klassen zurückkehren, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Ob eine solche behutsame Schulöffnung gelingt, ist unklar; der Verlauf der Corona-Pandemie ist kaum vorherzusagen.

Bemerkenswert ist, dass dieser Bund-Länder-Beschluss vom Ratschlag der einflussreichen Wissenschaftsakademie Leopoldina abweicht. Die Institution hatte dafür plädiert, die Oberstufen länger daheim zu unterrichten, weil diese Altersgruppe besser mit digitalen Hilfsmitteln arbeiten könne.

Wie aber eine Rückkehr aus dem Stand-by-Modus in den regulären Lehrbetrieb aussehen kann, dafür gibt es keine Blaupause. Immerhin verständigte sich die Kultusministerkonferenz (KMK) am Mittwochabend darauf, möglichst einheitlich vorzugehen. »Natürlich gilt es, dabei länderspezifische Fragen zu berücksichtigen und klare Leitplanken aufzuzeigen«, sagte die KMK-Vorsitzende Stefanie Hubig (SPD). Bis zum 29. April wollen die Bildungsminister gemeinsam ein Konzept für weitere Schritte entwickeln.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt die geplante Vorgehensweise und kündigte ihre Unterstützung an. Bei allen Maßnahmen müsse allerdings ein größtmöglicher Infektionsschutz für alle Beschäftigten und Schüler die Messlatte sein, erklärte GEW-Chefin Marlis Tepe.

Die dürfte ziemlich hoch liegen. Denn die hygienischen Anforderungen in teilweise veralteten Räumlichkeiten werden nicht immer leicht zu erfüllen sein. Herausfordernd wird es auch, die Klassen bei teilweise akutem Lehrermangel möglichst klein zu halten. Zumal die GEW fordert, dass Lehrkräfte, die zu Risikogruppen gehören, bis auf Weiteres nicht unterrichten sollen.

Vor allem im ländlichen Raum, wo Schüler auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, wird es schwierig, die nötigen Sicherheitsabstände einzuhalten. »Es sind viele komplexe Fragen zu lösen, ohne eine Erhöhung der Infektionsrate zu riskieren«, erklärte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Ob es zufriedenstellende Lösungen geben wird, bleibt abzuwarten.

Einige Bundesländer wollen dennoch in der kommenden Woche die Schultüren wieder öffnen. In Berlin beginnen am 20. April die Abiturprüfungen. In Hessen und Rheinland-Pfalz laufen sie bereits seit März. Schüler in Nordrhein-Westfalen können in der nächsten Woche freiwillig in ihre Klassen zurückkehren, es sollen Angebote in den Prüfungsfächern bereitgestellt werden. Bayern und Thüringen planen in der Woche darauf den Unterrichtsbeginn.

Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe trat indes auf die Bremse und warnte davor, »Abschlussprüfungen jetzt auf Teufel komm raus durchzuziehen«.

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