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Nur ein bisschen systemrelevant
Das nd-Team leistet täglich das Beste, doch das Unternehmen braucht auch Ihre Solidarität
Auch Journalisten und Redakteure gelten derzeit als systemrelevante Berufsgruppe. Zu Recht, denn wenn die Menschen jetzt eines brauchen, dann Informationen und Nachrichten darüber, was politisch umgesetzt wird, was verboten oder erlaubt ist. Unabhängig vom verfügbaren Geldbeutel. Deshalb haben wir uns entschieden, sämtliche Onlineinhalte für jeden kostenfrei zugänglich zu machen. Das bedeutet allerdings auch, dass wir auf Solidarität angewiesen sind, denn Einnahmen benötigt das Unternehmen dennoch.
Die Bundesregierung mahnt zwar mit Anzeigen zur Corona-Prophylaxe. Doch die Gesundheit von nd-Leserinnen und -Lesern scheint ihr nicht sehr am Herzen zu liegen, kommentierte Chefredakteur Wolfgang Hübner den Umstand, dass unser Blatt von diesen Anzeigen weitgehend unberührt blieb - von den Einnahmen durch solche Anzeigen leider auch. Im Gegensatz zur Bankenkrise, bei der die damals als »systemrelevant« anerkannten Finanzinstitute mit rund zehn Milliarden Euro gerettet wurden, brachte dem »nd« niemand Geld vorbei. Und so sind wir nd-Journalisten offensichtlich nur ein bisschen systemrelevant.
Auch unser Blatt ist von der Coronakrise betroffen. Wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, festgestellt haben, erscheint »nd.DerTag« meistens in einer reduzierten Ausgabe von nur zwölf Seiten. »Zeitungsmachen ist unter diesen Bedingungen alles andere als eine Routineangelegenheit«, so Wolfgang Hübner. Ein Großteil der Redakteurinnen und Redakteure arbeitet von zu Hause, nur wenige sind in der Redaktion anwesend. Das geht technisch erstaunlich gut, aber es ist gewöhnungsbedürftig, und oft muss improvisiert werden. Absprachen sind schwieriger, Sitzungen auf Videokanälen laufen nicht immer störungsfrei, die gesamte Kommunikation ist aufwendiger als in normalen Zeiten, so die Leiterin des Ressorts »nd.DieWoche«, Regina Stötzel. »Und es ist schon etwas merkwürdig, wenn man manche Kollegen, mit denen man täglich zusammenarbeitet, wochenlang nicht zu Gesicht bekommt«, sagt Wolfgang Hübner.
Bei weitgehender Einschränkung des öffentlichen Lebens und einiger Grundrechte ist die Ausübung der Pressefreiheit besonders wichtig. Das »nd« stellt sich unter nun schwierigeren Umständen weiterhin täglich der Herausforderung, auf Ungerechtigkeiten und politische Ungereimtheiten hinzuweisen und die Stimmen derjenigen hörbar zu machen, die Minderheiten vertreten oder die die Auswirkungen der Coronakrise am stärksten zu spüren bekommen.
Immer größere Relevanz kommt dabei unserem Onlineauftritt zu. Die Menschen wollen schnell darüber informiert werden, was sie dürfen und was nicht. Sie wollen über die Folgen der Corona-Pandemie in Europa und der ganzen Welt im Bilde sein. Für die Redakteure des Online-Ressorts war die technische Umstellung kein Problem, da sie es gewohnt sind, ihre Nachrichten vor Ort unmittelbar in die Webseite einzuspeisen oder die Berichte anderer Kollegen technisch dafür aufzubereiten.
Doch auch sie stehen unter Druck, müssen täglich neue Newsblogs einrichten und pflegen, anschauliche Karten erstellen und Ereignisse jenseits der Corona-Pandemie im Blick behalten. Durch diese engagierte Arbeit konnten wir zwar viele neue Leser auf unserer Website begrüßen - doch leider bislang nicht so viele neue Abonnenten.
Außerdem bewegen aktuell auch andere Unsicherheiten Verlag und Redaktion. Was passiert, wenn die Mitarbeiter der Druckerei oder die Zeitungszusteller unter Quarantäne gestellt werden? Wie gehen wir damit um, wenn es doch noch zu einem kompletten Shutdown kommt, weil das Virus sich entgegen aller Prognosen doch stärker verbreitet? Was tun, wenn die Zeitung gar nicht mehr geliefert werden kann?
»Zum Glück ist bisher kein Mitarbeiter des ›nd‹ vom Coronavirus infiziert, und wir tun alles an denkbaren Vorsichtsmaßnahmen, damit das so bleibt. Zum Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und damit die bestmögliche Zeitung entstehen kann«, sagt Wolfgang Hübner. Trotzdem verlangt die Situation allen viel ab. Der Chefredakteur ist sich sicher, dass »dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - alle mit besonders großem Engagement dabei sind«.
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