»Versuch macht klug«

Die langjährige nd-Leserin Ellen Händler über ihre Erfahrungen mit »nd.Digital«

nd.Digital – »Versuch macht klug«

Wie lesen Sie das »nd«?

Am liebsten morgens im Bett – ich bin ja Rentner –, auf Papier. Allerdings weiß ich, dass ich montags nicht zum Briefkasten gehen muss, also lese ich online. Und ich habe es mehrmals als positiv empfunden, dass ich das »nd« auf Reisen digital bei mir hatte und weder abbestellen noch umbestellen musste, oder wenn ich nach Hause kam, keine Zeitungsberge vorfand. Das war für mich ein wirklicher Vorteil.

Welches Gerät nutzen Sie hauptsächlich zum digitalen Zeitungslesen?

Ich lese die App »nd.Digital« am Handy, die mache ich mir auf und scrolle runter. Zwar lese ich »nd«, wenn es irgendwie geht, in Papierform, aber manchmal bin ich auch zu faul, um zum Briefkasten zu gehen und dann fange ich schon mal digital an und lese in der App ein bisschen quer. Dazu kommt, dass ich ziemlich viel unterwegs bin, da passt mir das wirklich, dass ich es digital bei mir habe. Aber einen vollkommenen Verzicht auf Papier – sagen wir mal so: Es würde mir etwas fehlen.

Welche Aspekte der gedruckten Zeitung würden Sie vermissen?

Das Haptische ist für mich immer noch besser, und ich habe es gern, wenn ich nicht die ganze Zeit vor dem Bildschirm bin und auch nicht die ganze Zeit am Handy. Zudem bin ich ein visueller Typ und erfasse vieles bildlicher, also nicht von der Schrift, sondern vom Bild. Auch deswegen ist mir die Zeitung wichtig, wo es adäquate, wunderbare Bilder zum Text gibt. Das geht mir im digitalen Bereich verloren.

Interview

Ellen Händler (Jahrgang 1948) ist promo­vierte Soziologin und mit dem »nd« aufgewachsen. Seit die Montagsausgabe von »nd.DerTag« rein digital erscheint, liest sie neben der gedruckten Tageszeitung auch die digitale.

Was schätzen Sie dagegen besonders an der digitalen Zeitung?

Es ist gut, dass ich mir schnell einen Überblick verschaffen kann, dass ich einfach scrolle, um zu gucken: Was sind die Hauptthemen, was die Schwerpunkte? Das macht sich digital einfacher, als wenn ich alles durchblättere, und so eine große Zeitung im Bett ist sowieso blöd. Was mir auch gut gefällt, ist, dass ich Artikel teilen kann. Ich habe einen großen Freundeskreis, in dem wir bestimmte politische Fragen diskutieren, und dann hat man eine gemeinsame Ausgangsbasis, auf der man mal diskutieren kann. Vorher habe ich teilweise Ausschnitte geschickt, später habe ich abfotografiert und geschickt. Das jetzt digital zu versenden, ist wirklich eine große Erleichterung.
Bei mir kommt noch hinzu: Ich hatte mehrmals Probleme mit der Zustellung, und da war es natürlich gut, dass ich das Digital-Format hatte, wenngleich ich trotzdem dem Abo-Service mitgeteilt habe, dass die Lieferung unkontinuierlich war. Ich finde, beides muss laufen.

Hat es lange gedauert, bis Sie sich mit dem digitalen Format wohlgefühlt haben?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe natürlich schon vorher digital gelesen, bisher drei Bücher geschrieben und musste sehr viel mit digitalen Medien arbeiten. Also ich bin nicht völlig blind auf dem Gebiet. Aber eine Tageszeitung ist für mich noch etwas anderes, als bestimmte wissenschaftliche Artikel oder irgendwas anderes digital zu suchen und zu lesen. Es war für mich eine Umstellung, das muss ich ehrlich sagen, aber da ich etwas geübter bin im Umgang mit digitalen Medien, war es für mich kein Hexenwerk.

Welche Veränderungen haben Sie beim digitalen Lesen erlebt?

Ich habe früher meine Zeitung immer mit der Sportseite begonnen. Das ist für mich jetzt kompliziert bei der digitalen Funktion. Ehe ich zur Sportseite komme, muss ich ja ewig durchsuchen. Das hängt natürlich auch mit meinen Interessen zusammen, aber ich habe das Gefühl, dass die Vielfältigkeit, die ihr abbildet, mich manchmal in der Art verwirrt, dass ich nicht das für mich Wichtige sofort finde. Also ich kann es nicht anders ausdrücken, weil es ja nicht immer dasselbe ist, was ich suche – mal ist es die Außenpolitik, mal die Innenpolitik, mal ist das Sport, mal sehr viel Kultur und Literatur.

Gibt es etwas, das Sie an der digitalen Zeitung verbessern würden?

Ich finde gar keine Anzeige mehr digital. Das ist mir erst gerade aufgefallen, als es um Todesanzeigen ging. Also ich finde, das muss sein. Gerade unter den langjährigen Lesern ist die Anzeige, dass jemand von uns gegangen ist, den wir alle kannten, so wichtig, und wenn ich nur noch digital unterwegs bin, wäre das für mich ein absoluter Mangel. Also das muss unbedingt verändert werden. Und andersherum ist es so: Ich möchte gerne das »nd« nutzen mit Anzeigen für bestimmte Veranstaltungen. Also das müsste unbedingt verändert werden.

Was würden Sie anderen Menschen raten, die über den Umstieg nachdenken?

Ich würde jedem raten: Versuch’s! Versuch macht klug. Man muss es probieren, und es schadet niemandem, es zu versuchen. Wir haben alle genügend Kinder und Enkel, die helfen können. Ich finde, sich völlig zu verschließen, ist nicht gut. Mir ist wirklich das Wichtigste, dass alles getan wird, damit es das »nd« weiter gibt. Das ist das Entscheidende, und da muss man einfach in den sauren Apfel beißen. Denn wenn es das »nd« nicht mehr gibt, gibt es aus meiner Sicht keine überregionale linke Zeitung mehr, und das wäre ein so großer Verlust.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

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