Tür zur Kita ein Spalt weit offen
Familienminister empfehlen stufenweise Rückkehr
Wie es mit der Betreuung der Kinder in den Kitas weitergeht, ist noch weitgehend unklar. Zwar einigten sich die Familienminister*innen von Bund und Ländern am Dienstag grundsätzlich darauf, die Einrichtungen behutsam zu öffnen, doch sie blieben bei ihrer Empfehlung vage. Aus »bildungs- und entwicklungspsychologischen Gründen« wollen sie »in den kommenden Wochen und Monaten« einen Wiedereinstieg ermöglichen, heißt es in ihrem Beschluss. Ein konkretes Datum nannten sie nicht, präsentierten aber ein Modell, das vier Phasen zur Rückkehr von der Notbetreuung bis zum Normalbetrieb vorsieht. Die Empfehlung soll mit in die Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsident*innen am Donnerstag einfließen.
Notbetreuung wird nur langsam ausgeweitet
Derzeit gibt es in allen Bundesländern nur Notbetreuungen für Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, beispielsweise im Gesundheitsbereich. Die meisten Bundesländer haben zu Beginn dieser Woche eine Notbetreuung ausgeweitet, so können vielerorts Alleinerziehende ihre Kinder wieder betreuen lassen. Auf weitere Öffnungen dringt die Arbeiterwohlfahrt: »Insbesondere Kinder, die in beengten Wohnverhältnissen leben oder keine Geschwister haben, brauchen wieder sozialen Kontakt und eine anregende Lernumgebung«, erläuterte Vorstandschef Wolfgang Stadler.
Der Deutsche Kitaverband schlägt bei einer Öffnung der Betreuung feste und voneinander getrennte Kleingruppen vor, in denen maximal zehn Kinder von zwei Erzieher*innen betreut werden. Dadurch würden mögliche Infektionsketten kürzer und überschaubarer, hieß es.
Erheblichen Einfluss auf die Öffnung der Kitas dürften Studien über das Infektionsrisiko von Kindern mit dem Covid19-Virus haben. Zuletzt vermuteten mehrere Virolog*innen, dass Kinder sich und andere kaum anstecken würden - und womöglich nur eine geringe Rolle bei der Ausbreitung der Pandemie spielen. Bestätigt wurden diese Annahmen bislang nicht. Derzeit laufen dazu Untersuchungen an der Berliner Charité und in Baden-Württemberg an den Uni-Kliniken in Freiburg, Tübingen und Ulm. Mit Ergebnissen wird schon bald gerechnet.
Ein Rettungsschirm soll Eltern entlasten
Vorerst werden also weiterhin die meisten Kitakinder zu Hause bleiben. Für die Eltern ist das oftmals eine Doppelbelastung. Sie müssen ihrer Erwerbsarbeit nachgehen und zugleich die Kinder betreuen. Der Sozialverband VdK verlangte daher einen »Rettungsschirm für Eltern«. Spezielle Entschädigungsansprüche aus dem Infektionsschutzgesetz müssten entfristet und verbessert werden, forderte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Mütter und Väter haben seit Ende März einen Anspruch auf Entschädigung, wenn sie wegen coronabedingter Kita- und Schulschließungen nicht arbeiten können. Der VdK verlangt nun, den Anspruch von 67 Prozent auf 80 Prozent des entgangenen Nettoeinkommens zu erhöhen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schlägt über diese Forderung hinaus einen Freistellungsanspruch vor, um eine stunden- oder tageweise Entbindung von der Arbeit zu ermöglichen. Damit könnte eine partnerschaftliche Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit umgesetzt werden, erklärte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.
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