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Fleischgier killt Artenvielfalt
Robert D. Meyer fordert eine rasche Agrarwende
Weil der Marktpreis für Schweinefleisch im Keller ist, kündigte ein großer Discounter diese Woche an, noch niedrigere Einkaufspreise bei seinen Lieferanten für Wurstprodukte durchdrücken zu wollen. Seine Kundschaft soll davon selbstverständlich profitieren. Das klingt fast so, als habe es sich bei einer Packung Gesichtsmortadella oder dem Kilo Hackepeter bisher um unerschwingliche Luxusartikel gehandelt. Das Gegenteil ist der Fall: Der Wert von Fleischprodukten bewegt sich schon lange auf Ramschniveau.
Wie tödlich dies auf Dauer nicht nur für Milliarden sogenannter Nutztiere ist, sondern für das Leben auf dem gesamten Planeten, analysiert die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina in einem Diskussionspapier. Die wichtigste Erkenntnis: 80 Prozent des weltweiten Artenverlustes lassen sich auf die intensive Landwirtschaft zurückführen, deren mit Abstand größte Treiber der Hunger nach tierischen Produkten ist.
Weil Appelle an Agrarriesen als auch den mündigen Verbraucher, er soll doch einfach weniger Fleisch essen, seit Jahrzehnten nicht fruchten, braucht es radikale gesetzliche Maßnahmen: Viel weniger Tiere pro Betrieb, keine Subventionen für konventionelle Haltung, eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf tierische Produkte bei gleichzeitiger Reduzierung der Umsatzsteuer für Gemüse, Obst und sämtliche pflanzlichen Alternativen.
Allein über die Gewinne der Fleischindustrie lässt sich eine Agrarwende nicht finanzieren. Das Geschäftsmodell basiert auf der Produktion riesiger Mengen, der Erlös je Tier ist niedrig. Mindestpreise, wie sie die Grünen fordern, können ein Baustein sein. Fleisch muss wieder Luxus sein. Sonst geht die Artenvielfalt und als Folge daraus der Mensch zugrunde.
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