Werbung

Kann, muss aber überhaupt nicht

Exkanzler Gerhard Schröder ist unter die Podcaster gegangen

Die Agenda und Gerhard Schröder: Ein politisches Projekt und sein Kanzler, die Sozialsystem und Arbeitsmarkt in Deutschland umgekrempelt, die deutsche Sozialdemokratie Schritt für Schritt an den Rand des Abgrunds geführt, die Linkspartei hervorgebracht und Millionen Menschen in diesem Land kapitalismuskonform zugerichtet haben.

So sehr die Folgen von Hartz IV & Co. Politik und Bevölkerung bis heute beschäftigen, so belanglos kommt das zweite Projekt des Ex-Kanzlers unter dem berüchtigten Schlagwort daher: »Gerhard Schröder - Die Agenda« heißt der auf acht Folgen angelegte Podcast des 76-Jährigen, der am Dienstag auf diversen Plattformen seine kostenlose Premiere feierte.

Das Thema der ersten derartigen Plauderei Schröders, der sich von seinem ehemaligen Regierungssprecher Béla Anda, der heute als PR-Fachmann mit dazugehöriger Firma tätig ist, eine gute halbe Stunde »befragen«, duzen und bauchpinseln lässt: die Coronakrise.

So erfährt man etwa, dass Schröder Tennis und Golf gefehlt haben, Bundesregierung und Kanzlerin einen guten Job machen, Deutschland besser dasteht als andere Länder, was er vom Umgang Deutschlands mit den südeuropäischen Ländern hält, wie ihm Seoul so gefällt, dazu ein bisschen Trump, ein bisschen Verschwörungstheorien (wovon Schröder gar nichts hält), ein paar Seitenhiebe, und noch eine ganze Reihe dies und das.

Alles ganz nett, alles ganz gefällig mit unverwechselbarer Märchenonkelstimme erzählt, alles mit ein paar eingestreuten Bonmots garniert. Es muss einen halt nur interessieren. Sollte das der Fall sein, Schröders Plauderei erscheint nun immer dienstags.

Laut dpa ist der Exkanzler übrigens »einer der ersten deutschen Spitzenpolitiker« mit einer solchen Podcast-Reihe, einem Format, das in der Coronakrise deutlich an Popularität gewonnen hat. Es ist wohl zu befürchten, dass er Nachahmer findet.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!