Umfrage: Hartz IV reicht nicht

Mehrheit der Bevölkerung ist überzeugt, dass ein Erwachsener sich nicht von 150 Euro im Monat ernähren kann

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die große Mehrheit der Bevölkerung glaubt nicht, dass man von den Hartz-IV-Sätzen leben kann. Das geht aus einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Paritätischen hervor, die der Verband am Donnerstag in Berlin veröffentlicht hat. Laut dem Meinungsforschungsinstitut Forsa glauben danach vier von fünf Befragten nicht, dass man mit 432 Euro über den Monat kommen kann. Vielmehr veranschlagen sie im Durchschnitt 728 Euro für die Lebenshaltungskosten eines Alleinstehenden (ohne Wohnkosten) - also fast 70 Prozent mehr als einem Hartz-IV-Bezieher tatsächlich zusteht.

Die Vorstellungen der Bevölkerungsmehrheit darüber, wie viel man monatlich für Essen oder Kleidung braucht, liegen deutlich über den Beträgen, die in den Hartz-IV-Sätzen dafür vorgesehen sind. Dass sich ein Erwachsener von 150 Euro im Monat ernähren kann, glauben nur 14 Prozent der Befragten. Im Durchschnitt gehen sie von doppelt so hohen Ausgaben allein für das Essen aus. Forsa hatte Anfang März dieses Jahres 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen über 18 Jahre befragt.

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen, Ulrich Schneider, erneuerte die Forderung nach einer sofortigen Erhöhung der Regelsätze um 100 Euro pro Monat, die von rund 30 Sozial- und Verbraucherverbänden erhoben wird. Für die Zusatzkosten durch die Corona-Krise müssten die Menschen außerdem eine Einmalzahlung von 200 Euro erhalten, verlangte er.

Schneider warnte, sozial unausgewogene Konjunkturpakete zur Überwindung der Krise würden die Gesellschaft weiter spalten. Bisher sei gerade den Ärmsten jede finanzielle Hilfe verweigert worden, kritisierte Schneider. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -