Das achte Jahr in der Hölle

Personalie

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 2 Min.

Das den großen monotheistischen Religionen zugrunde liegende Prinzip von Himmel und Hölle durch Gnade und Bestrafung nennt man in Saudi-Arabien schlicht Politik. Die Königsfamilie regiert mit gottgleichen Befugnissen. Während eine der Königsfamilie gehorchende und unterworfene Schicht in Saus und Braus lebt, werden jene, die es wagen, sich aufzulehnen oder sich nur zu beschweren, aufs Grausamste bestraft.

So auch der mittlerweile 36-jährige Blogger und Aktivist Raif Badawi. Er ist mittlerweile seit acht Jahren inhaftiert, verurteilt wegen Beleidigung des Islams. Im Januar 2015 wurde er öffentlich mit Stock- und Peitschenhieben bestraft, die schockierenden Bilder gingen um die Welt. Doch trotz mehrfacher Auszeichnungen, die er während seiner Inhaftierung erhielt - darunter 2019 der Günther-Wallraff-Preis -, ist es ruhig geworden um die Person Badawi. Wie Tausende weitere politische Gefangene vegetiert er in einem saudischen Gefängnis vor sich hin.

Der internationale Aufschrei kurz nach seiner Verhaftung blieb folgenlos. Im Jahr 2015 bat die Ehefrau Badawis, Ensaf Haidar, den damaligen deutschen Vizekanzler Sigmar Gabriel um Hilfe. Seine Reaktion damals war ausweichend und schwammig, wie so oft bei der Bundesregierung, wenn es um Menschenrechtsverletzungen verbündeter Länder geht.

Geboren ist Raif Badawi im Januar 1984 in al-Khubar, eine 200 000-Einwohner-Stadt an der Ostküste des Landes, wo er auch aufwuchs. Seine Mutter war libanesische Christin, sein Vater saudischer Muslim. Bereits zu Schulzeiten fiel er wegen Ungehorsam auf. Mit dreizehn Jahren wurde er das erste Mal ausgepeitscht; ein traumatisches Erlebnis, das ihn in seinen politischen Bestrebungen jedoch letztendlich bestärkt haben soll. 2008 rief er das Projekt »Die saudischen Liberalen« mit einer gleichnamigen Website ins Leben, mit dem er für einen Staat plädierte, der in seinen Grundzügen frei von religiösem Einfluss ist, ohne jedoch den einzelnen Bürgern einen Glauben zu verbieten.

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