- Kommentare
- Gender Pay Gap
Teuer bezahlter Etappensieg
Jana Frielinghaus über ein Urteil zur Auskunftspflicht von Firmen bei Gehältern
Gleicher Lohn für vergleichbare Arbeit: Dafür kämpft Birte Meier seit fünf Jahren. Doch diesem Ziel ist die ZDF-Reporterin auch nach der Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts vom Donnerstag nicht näher gekommen. Denn es wurde ihr lediglich bestätigt, dass der Sender ihr Auskunft darüber erteilen muss, wie viel die Kollegen in ihrem Umfeld verdienen, obwohl sie »nur« eine sogenannte freie feste Mitarbeiterin ist. Das ist ein Erfolg, denn damit können Ungerechtigkeiten sichtbar gemacht werden.
Aber: Das 2018 in Kraft getretene Entgelttransparenzgesetz bleibt ein stumpfes Schwert für Frauen, die gegen Lohndiskriminierung vorgehen wollen. Auch in dem nun verfügten neuen Verfahren wird Meier das Gericht überzeugen müssen, dass ihre Arbeit schlechter vergütet wurde, weil sie eine Frau ist. Bislang sind zwei Instanzen der Darstellung des ZDF gefolgt, die Unterschiede im Entgelt seien auf mehr Erfahrung der Kollegen und andere Faktoren zurückzuführen. Selbst wenn Meier in der nächsten Verhandlung auf einen Richter trifft, der eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts anerkennt: Das Gesetz sieht keinerlei Sanktionen vor.
Für den Achtungserfolg vom Donnerstag hat Birte Meier unter anderem mit einer Zwangsversetzung von Berlin nach Mainz bezahlt. Sie hat aber für Zehntausende andere Frauen in »arbeitnehmerähnlichen« Beschäftigungsverhältnissen eine von vielen Hürden beiseite geschoben. Denn jetzt ist klar: Auch für sie gilt das Recht auf Information über die Entgelte männlicher Kollegen. Allerdings weiter nur in Firmen mit mindestens 200 Beschäftigten
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!