Schwer zu toppen

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Messlatte für Milton Ribeiro liegt verdammt hoch: Mehr als der zweitbeste unter den Bildungsministern kann der bereits vierte während der Regierung von Jair Messias Bolsonaro kaum werden. Den ersten Platz nimmt nach Auffassung vieler in Brasilien nämlich bereits sein Vorgänger Carlos Alberto Decotelli ein, dessen viertägige Amtszeit dann doch zu kurz war, um der Bildungslandschaft weiteren nennenswerten Schaden zuzufügen. Genug qualifiziert dafür wäre der erste schwarze Minister im Kabinett des Faschisten wohl gewesen, denn immerhin hatte er sich Teile seiner akademischen Laufbahn und seinen Doktortitel nur ausgedacht, war mit der wissenschaftlichen Methode copy & paste vertraut. Doch wegen solch formaler Gründe war die Personalie dann doch nicht tragbar.

Auch der Negativpreis ist für die aufgeklärten Teile der brasilianischen Öffentlichkeit eigentlich bereits vergeben. Mitte Juni hatte Ribeiros militanter Vorvorgänger Abraham Weintraub sein Zerstörungswerk im Bildungssektor abrupt abgebrochen und sich über Nacht in die USA abgesetzt - um Ermittlungen zum Fake-News-Netzwerk der Bolsonaristen zu entgehen und um nicht mehr dieselbe Luft wie all die Kommunisten atmen zu müssen, welche er in Schulen und Universitäten überall witterte.

In Weintraubs große Fußstapfen tritt nun mit Milton Ribeiro ein calvinistischer Prediger, Theologe, Erziehungswissenschaftler und Anwalt. Der 62-jährige gehört der Ethikkommission des Präsidenten an. Die gibt es wirklich. Unterstützt wird Ribeiro von der mächtigen Fraktion der evangelikalen Fanatiker in Brasiliens Politik. Er selbst vertritt Familienwerte von vorgestern, sprach sich schon mal für die körperliche Züchtigung von Kindern aus und warnte vor dem moralischen Niedergang an den Unis, wo der Existenzialismus herrsche und zu »schrankenlosem Sex« angestiftet werde. Keine guten Omen für die laizistische Bildung.

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