Reformer und Verweigerer

Tschechischer Altkommunist Miloš Jakeš verstorben

  • Jindra Kolar, Prag
  • Lesedauer: 2 Min.

Er starb so einsam, wie er in den letzten Jahren gelebt hatte. Wie der Nachrichtensender CCN Prima live am Dienstagabend mitteilte, erlag Miloš Jakeš bereits Ende der vergangenen Woche im Prager Militärkrankenhaus einem längeren Leiden. In aller Stille waren die sterblichen Überreste im Kreise der Familie am Dienstag beigesetzt worden, öffentliche Ehrungen gab es nicht, auch Vertreter der Führung der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens (KSCM) waren offensichtlich nicht bei der Beerdigung anwesend.

Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der wiedererlangten Souveränität der Tschechoslowakei bat der 1922 geborene Miloš Jakeš um Aufnahme in die Kommunistische Partei. Auf dem Parteitag im April 1968 - jener denkwürdigen Veranstaltung, die den »Sozialismus mit menschlichem Antlitz« proklamierte - wurde Jakeš mit 36 von 40 Stimmen zum Vorsitzenden der Parteikontrollkommission berufen. Zunächst unterstützte er die Politik seines ehemaligen Studienkollegen aus Moskauer Tagen Alexander Dubček. Spätestens jedoch nach der Konferenz im slowakischen Čierna nad Tisou, auf der alle Parteichefs der Warschauer Vertrag-Staaten die Prager Führung vom Reformkurs abzubringen versuchten, wechselte er die Fronten. Fortan stellte er sich gegen die politischen Reformen in der ČSSR und gehörte zu der Gruppe von Parteioberen, die sich mit einem »Hilfegesuch« an Moskau wandten und somit den Weg für den Einmarsch der Truppen des Warschauer Vertrags am 21. August 1968 frei machten. In den folgenden Jahren arbeitete er sich innerhalb der Parteispitze nach oben und wurde 1987 anstelle des scheidenden Gustáv Husák zum Generalsekretär der Partei gewählt. Ähnlich seinen Parteikollegen in der DDR und in Rumänien stellte er sich - wenngleich nicht mit derselben Härte - gegen den Reformkurs Michail Gorbatschows.

»Jetzt, wo er gestorben ist, werden wir ihn in angemessener Erinnerung behalten«, erklärte der sozialdemokratische Kulturminister Lubomir Zaorálek. »Seine Zeit ist bereits 20 Jahre vor ihm gestorben.« Nur selten war der Politiker, der die letzten Jahre der sozialistischen Tschechoslowakei maßgeblich geprägt hatte, noch in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen. Lediglich an den Erste-Mai-Kundgebungen der KSCM nahm er noch regelmäßig teil, obwohl er bereits im Dezember 1989 aus der Partei ausgeschlossen worden war.

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