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Baseballer sind unerwünscht
Kanada macht für die MLB seine Grenze dicht. Die Toronto Blue Jays müssen nun einen Ausweichort finden
Alles war so schön vorbereitet. Die Kabinen fürs Social Distancing erweitert, das Stadiondach des Rogers Centre geöffnet, um mehr frische Luft reinzulassen. Und weil keine Fans dabei sein dürfen, wurde bei den Trainingsspielen der Toronto Blue Jays sogar Jubel aus der Konserve eingespielt. Dem Saisonstart der Major League Baseball (MLB) am Donnerstag stand beim einzigen kanadischen Team in der nordamerikanischen Eliteliga nichts mehr im Weg. Nun ja, fast nichts. Am 29. Juli steht das erste Heimspiel an, doch in Toronto wird das nicht ausgetragen, das ist seit Samstag klar. Denn Kanadas Bundesregierung hat allen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
»Besonders beunruhigend wären Reisen der Toronto Blue Jays in Regionen, wo das Risiko einer Virusübertragung weiterhin hoch ist. Auch würden Gegner aus solchen Gebieten nach Kanada einreisen. Wir haben beschlossen, dass wir bei diesem Grenzverkehr die Gesundheit der Bürger nicht adäquat schützen können. Daher erteilt Kanada keine Ausnahme für die Liga«, schrieb Immigrationsminister Marco Mendicino.
Kanada hat mit zuletzt durchschnittlich 400 Neuinfektionen pro Tag die Corona-Pandemie recht gut im Griff. Auf der anderen Seite der Südgrenze sieht das ganz anders aus. In den USA steigen die Zahlen. Fast täglich werden neue Tageshöchstwerte vermeldet. Daher lässt Kanada offiziell nur essenziell wichtige Grenzübergänge zu. Profibaseball erfüllt diese Kategorie offenbar nicht.
Den Klub traf das unerwartet, immerhin hatten die Stadt und die Provinz Ontario dem Hygienekonzept der Blue Jays bereits zugestimmt. Die MLB hatte sich nicht wie die Basketball- und Eishockeyligen NBA und NHL mit seiner Spielergewerkschaft auf ein Finalturnier an einem oder zwei abgeschotteten Orten einigen können. Stattdessen wählte sie den Weg der deutschen Fußball-Bundesliga: Jeder spielt im eigenen Stadion, testet regelmäßig und sperrt die Fans aus. Torontos Baseballer sollten nur zwischen Stadion und Hotel pendeln und die Gegner bei der Einreise getestet werden. »Bei allen Planungen hatten die Gesundheit der Bevölkerung und der Spieler Priorität, daher respektieren wir die Entscheidung der Regierung, auch wenn sie uns natürlich enttäuscht«, sagte Klubpräsident Mark Shapiro am Sonntag. Man werde dennoch mit Stolz die kanadische Nation vertreten - nur eben nicht in Kanada.
Diese Worte dürften ihm schwer gefallen sein, denn in den Kommentarspalten wird bereits debattiert, ob Baseball auf politischen Druck hin fallengelassen wurde. US-Präsident Donald Trump befindet sich seit Jahren in einer Fehde mit Kanadas Premierminister Justin Trudeau. Letzterer ging zuletzt bei einer Black-Lives-Matter-Demo medienwirksam aufs Knie. Mit der Grenzschließung reibt die Regierung dem Nachbarn nun unter die Nase, wie viel besser man die Pandemie meistert. Konsequent geht sie dabei nicht vor, denn die NHL spielt ihre Saison in zwei kanadischen Städten zu Ende: Edmonton und Toronto. Das heißt, dass am kommenden Wochenende 24 US-Teams nach Kanada einreisen dürfen, auch aus den Hotspots Florida, Texas und Kalifornien. Aber Eishockey ist eben Nationalsport in Kanada.
Die Blue Jays müssen für ihre von 162 auf 60 Spiele gekürzte Saison nun ein neues Heimstadion finden - in nicht mal zwei Wochen. »Wir wissen schon jetzt, dass keine Lösung perfekt sein wird«, so Shapiro. Die naheliegendste Lösung wäre Buffalo, 100 Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Lake Ontario im US-Bundesstaat New York. Dort spielen die Buffalo Bisons, ein Farmteam, also eine Mannschaft für die Talente der Blue Jays, denen das Stadion also schon gehört. Bürgermeister Byron Brown lud das Team sogar per Twitter ein.
Doch das Sahlen Field in Buffalo entspricht nicht den Ligastandards. Die Kabinen sind zu klein, das Flutlicht ist nicht hell genug. Für Umbauten bliebe kaum Zeit. Alle Anforderungen erfüllt wären nur im TD Ballpark in der Kleinstadt Dunedin. Hier veranstaltet Toronto sonst sein Frühjahrstraining. Das einzige Problem: Das Stadion liegt in Florida. Während es in Toronto bislang knapp 15 000 Coronafälle seit Ausbruch der Pandemie gab, übertrifft Florida im Südosten der USA diese Zahl schon mal an einem einzigen Tag. »Dunedin wäre der einzige Ort, an dem wir sofort anfangen könnten. Leider gibt es in Sachen Spielergesundheit dort Herausforderungen«, umschrieb Klubpräsident Mark Shapiro das Problem euphemistisch.
Angeblich wollen die Spieler weder nach Florida, noch ins kleine Stadion von Buffalo. »Wir wollen nicht in einen Hotspot, sondern dahin, wo es sicher ist und die Zahlen runtergehen«, sagte Werfer Anthony Bass am Sonntag. Outfielder Teoscar Hernandez sprach sich für ein anderes MLB-Stadion aus, also das irgendeines Kontrahenten. Da jedoch alle Teams fast täglich spielen gibt es keins, bei dem sich die Heimspielpläne nicht mit denen der Blue Jays überschneiden würden. Angeblich will Manager Ross Atkins den Wunsch der Spieler dennoch erfüllen. Dafür muss er jedoch sehr kreativ werden.
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