Im Namen der Macht

Fabian Hillebrand über Seehofers Blockadehaltung

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

Horst Seehofer hat Berlin nun offiziell das dort beschlossene Landesaufnahmeprogramm für 300 notleidende Flüchtlinge, die in griechischen Elendslagern festsitzen, verboten. Der Mann, der Kreuze in staatliche Behörden hämmern lässt, wird gebeten, seinen Daumen für die Evakuierung einiger weniger Flüchtlinge zu heben – und sagt nein. Aus »rechtlichen Gründen«. Eigentlich geht es um etwas ganz anderes.

Die europäischen Staaten tun lachhaft wenig, um die Flüchtlinge auf den griechischen Inseln zu evakuieren. Der schockierendste Beleg dafür war ein Witz ohne Lacher: Fünfzig junge Flüchtlinge aus Moria nahm die Bundesregierung nach langem Ringen auf. Armselig. Die europäischen Staaten zögern, wiegeln ab, vertrösten, warten ab. Angesichts der drohenden Toten, sollte das Coronavirus sich in den Lagern verbreiten, ist es ein inhumanes, ein kriminelles Abwarten.

Eine Tatenlosigkeit, bei dem viele Kommunen, Städte und Bundesländer nicht mehr mitspielen wollen. Sie können und wollen Flüchtlinge aufnehmen. In den Kommunen stehen viele Einrichtungen leer, bestehende Hilfsangebote werden nicht ausgereizt. Nicht nur Berlin, auch Thüringen hat bereits offiziell darum gebeten, mehr Flüchtlinge aufnehmen zu dürfen. Das Innenministerium muss das aber erlauben. Eine Antwort an Thüringen steht noch aus. Wahrscheinlich ist, dass Horst Seehofer erneut ablehnen wird. Die Bundesregierung hat Angst vor der Macht der Kommunen. Die Kontrolle über die Migrationspolitik ist ein Kernbereich der politischen Macht. Sie soll nicht geteilt werden. Lieber rennt man sehenden Auges in eine humanitäre Katastrophe. Mitten in Europa.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -