Cops auf Koks

Die schleswig-holsteinische Landespolizeischule in Eutin ist um einen Skandal reicher

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 2 Min.

Die bundesweit geführte Diskussion um Missstände innerhalb der Polizei wird um ein Kapitel aus Schleswig-Holstein bereichert: In der Landespolizeischule in Eutin sind zwischen November 2017 und April 2019 Drogen konsumiert worden. Im Gegensatz zu vorhergehenden Skandalen um Rassismus, Sexismus, Trinkgelage und andere Verfehlungen angehender Polizisten ist diesmal die Polizei selbst proaktiv mit dem Drogenvorfall an die Öffentlichkeit gegangen.

Der Vorwurf richtet sich gegen gleich sieben Polizeischüler zwischen 21 und 29 Jahren - fünf Männer und zwei Frauen. Aufgeflogen ist der brisante Vorfall nur als Beifang im Rahmen von Drogenermittlungen der Lübecker Staatsanwaltschaft im Frühjahr des vergangenen Jahres. Dabei geriet ein heute 26-jähriger Polizeiobermeister in den Fokus der Strafverfolger. Eine Auswertung seiner Chat-Aktivitäten mit Mitschülern brachte den Eutiner Drogensumpf ans Tageslicht. Es geht um den Umgang mit Kokain, Cannabis, Ritalin und Amphetaminen. Drogen selbst wurden nicht in der Polizeischule gefunden.

Gegen fünf Beamte sind staatsanwaltliche Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, gegen alle sieben laufen Disziplinarverfahren. Drei von ihnen wurden mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Geht es nach dem Willen von Landespolizeidirektor Michael Wilksen, müssen wohl alle mit ihrer Entlassung rechnen. Keiner der sieben sei zuvor wegen Drogenkonsums auffällig gewesen. Polizeibewerber müssen vor Antritt der Ausbildung Selbstauskünfte zu Drogen, Alkohol und Medikamenten abgeben, sich aber keinem Drogentest unterziehen.

Die Einrichtung, die jedes Jahr mehr als 1000 Anwärter unterrichtet, kann ihren schlechten Ruf einfach nicht ablegen. Die Liste schwerer Verfehlungen ist mittlerweile sehr lang geworden: Rassistische Sprüche von Ausbildern, islamfeindliche, rechtsradikale und sexistische Äußerungen in Whats-App-Gruppen. Dann ein volltrunkener Polizeibeamter, der mitten in der Nacht die Zimmer von Polizeianwärtern aufsuchte und diese bedrängte und belästigte. Und 2018 waren da diese drei betrunkenen Eutiner Kommissaranwärter, die sich außerhalb ihres Dienstes im benachbarten Bad Malente wie wilde Sheriffs aufführten und eine Gruppe von Jugendlichen völlig grundlos drangsalierten, wofür einer aus dem Trio im vergangenen Jahr zu einer Geldstrafe auf Bewährung verurteilt wurde. Bereits vor vier Jahren räumte das Innenministerium in Kiel insgesamt 36 Untersuchungsvorgänge seit 2012 im Zusammenhang mit der Landespolizeischule ein. Davon führten 32 zur Einleitung von Disziplinarverfahren.

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