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Hassliebe: Umfragen
Eva Roth kann Umfragen trotz aller Mogeleien etwas abgewinnen
Dauernd gibt es irgendeine Umfrage zu irgendwas, jetzt eben auch zu Corona. Die Umfragen verfolgen immer einen Zweck. Manchmal wollen die Auftraggeber tatsächlich etwas herausfinden, etwa über Kurzarbeitende. Manchmal sind sie reine PR-Instrumente. Eine Firma kann beispielsweise Menschen zu einem Thema befragen lassen, das für sie wichtig ist, aber nicht unbedingt für die meisten Menschen.
Dann gibt es die Umfrageergebnisse, und schon wirkt es so, als bewege das Thema die Bevölkerung. Eine Umfrage des Finanzberatungsunternehmens Swiss Life Select könnte so ein Fall sein. Dabei kam heraus, dass eine Mehrheit erwägt, das Geld aus der Abschaffung des Solidaritätszuschlags fürs Alter zurücklegen.
Manchmal fühlt man sich veräppelt: Da werden Menschen gefragt, welche politischen Themen wichtig sind, dabei dürfen sie nur unter bestimmten Themen auswählen. Und - Überraschung - viele finden das wichtig, worüber derzeit Politiker reden und Medien schreiben.
Mit ein paar Kniffen lässt sich oft das gewünschte Ergebnis erzielen. So kamen schon vor Jahren zwei repräsentative Umfragen der arbeitgeberfinanzierten INSM und des Paritätischen Gesamtverbands zu gegensätzlichen Ergebnissen: Mal fand eine große Mehrheit den Spitzensteuersatz okay oder sogar zu hoch. Mal plädierte eine überwältigende Mehrheit dafür, dass hohe Einkommen stärker besteuert werden.
Ein Trick geht so: Es werden superkomplizierte Fragen gestellt, auf die Menschen am Telefon eher mit »ja« antworten, weil sie nicht nachfragen wollen und das Kind schon quengelt. Was häufig vorkommt und nur schwer zu vermeiden ist: Dass die Fragen eine bestimmte Richtung vorgeben, die im Sinne der Auftraggeber ist.
So wurden die Menschen bei der Paritätischen-Umfrage zunächst nach Bereichen wie Bildung gefragt, die für viele einen hohen Stellenwert haben. Danach sind Steuererhöhungen naheliegender.
Allerdings können selbst solche Umfragen aufschlussreich sein: Sie belegen nicht das, was sie vorgeben zu belegen. Vielmehr deuten sie darauf hin, dass viele Befragte keine unverrückbare Meinung über Steuersätze haben - eigentlich ein ganz schönes Ergebnis für die politische Debatte.
Dann gibt es noch Befragungen wie das sozio-ökonomische Panel, in dem Wissenschaftler seit Jahrzehnten sorgfältig Daten sammeln, etwa über die Verteilung von Einkommen. Auch solche Erhebungen haben Schwächen. Aber was ist gewonnen, wenn man sämtliche Umfragen - und obendrein Statistiken - als Manipulation vom Tisch wischt? Dann behauptet David das und Goliath jenes. Wer sich dann durchsetzt, ist absehbar. Dafür braucht man keine Umfrage.
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