Proteste bei Re-Start von Flughafen
Kritik an Inlandsflügen vom Mini-Airport in Lübeck
Seit Montag mischt der Regionalflughafen Lübeck-Blankensee wieder im nationalen Linienflugbetrieb mit. Nach vierjähriger Pause sind Verbindungen von und nach Stuttgart und München in Begleitung von massiven Protesten durch Klimaaktivisten aufgenommen worden. Diese gerieten auch mit der Polizei aneinander.
Angehörige der Gruppe Extinction Rebellion, die bereits tags zuvor ein Klimacamp nahe des Airports errichteten, gelangten Montagfrüh noch in der Dunkelheit trotz strengster Bewachung auf das Flugfeld und wollten sich dort mit Schnellkleber als lebendige Hindernisse dem Abflug nach München in den Weg stellen. Augenzeugenberichten zufolge hatten sich drei Demonstranten zudem in den Besitz eines regulären Flugtickets gebracht und wollten sich ebenfalls mit Hilfe von Sekundenklebern an dem Flugzeug fixieren. Beide Aktionen wurden aber von Polizei und einem Sicherheitsdienst unterbunden, verzögerten jedoch das planmäßige Abheben der ersten 20 Passagiere in der 60-sitzigen Maschine um knapp eine Stunde. Insgesamt nahm die Polizei bis Montagmittag 16 Aktivisten in Gewahrsam.
Die Lübecker Ortsgruppe von Fridays for Future organisierte zudem einen Schulstreik und eine Fahrraddemo bis vor das Flughafengelände. Ein Sprecher der FFF-Demonstranten bezeichnete Inlandsflüge in Zeiten der Klimakrise als vollkommen absurd. Das vom Mini-Airport Lübeck ausgehende Signal passe so gar nicht zum im vergangenen Jahr durch die Lübecker Bürgerschaft selbst deklarierten Klimanotstand, beklagte sich FFF bereits vor Tagen. Lukas Schnermann, Sprecher von Extinction Rebellion, erinnerte daran, dass etwa im Vergleich mit der Bahn der Ausstoß von Treibhausgasen 450 Prozent höher sei als bei einer Zugreise. Lorenz Gösta Beutin, klimapolitischer Sprecher der Linke-Bundestagsfraktion, beobachtete die Geschehnisse in Lübeck. »Für Spätzle kurz mal nach Stuttgart fliegen, wie es die Flughafenwerbung verspricht, ist in Zeiten der Klimakrise zynisch«, sagte Beutin, dem trotz Abgeordnetenausweis zunächst von einer nervösen Polizei der Zutritt verwehrt wurde.
Airport-Geschäftsführer Jürgen Friedel sinnierte unterdessen bereits darüber, dass ab Lübeck künftig auch Destinationen in die Schweiz, nach Österreich, Skandinavien und in die baltischen Staaten bedient werden können. Sein Chef ist der umstrittene Flughafeninvestor Winfried Stöcker, der von Lübeck aus auch das internationale Medizintechnologieunternehmen Euroimmun leitet. Mit an Rassismus grenzenden Bemerkungen hatte er im Zuge der starken Flüchtlingsbewegungen nach Deutschland mehrmals für öffentlichen Unmut gesorgt. 2016 hatte Stöcker den in Insolvenznöten steckenden im Jahr 1916 errichteten Flughafen über eine Objektgesellschaft gekauft, nachdem andere Privatisierungsbemühungen zuvor gescheitert waren.
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