Riskante Kriegsspiele im östlichen Mittelmeer
Griechenland und die Türkei kündigen Manöver ihrer Marinen an. Deutschland will Gasstreit schlichten
Mit unmittelbar nacheinander angesetzten Flottenübungen im Seegebiet bei der Insel Kreta eskalieren Griechenland und die Türkei ihren Streit um Offshore-Ressourcen im östlichen Mittelmeer weiter. Die beiden historisch in Fehde liegenden Nato-Staaten haben Anspruch auf Wirtschaftszonen erhoben, in denen enorme Gasvorkommen ausgebeutet werden sollen. Die Türkei bündelt ihre Ansprüche mit denen ihres Marionettenstaats Republik Nordzypern. Die gleichzeitigen Militärmanöver von Kriegsschiffen der beiden Rivalen könnten leicht in einen bewaffneten Konflikt umschlagen.
Die EU hat das Vorgehen der Türkei wiederholt kritisiert. Deutschland, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne hat, versucht sich als Vermittler. Wegen des zugespitzten Konflikts reiste am Dienstag Bundesaußenminister Heiko Maas nach Athen, wo er zu einem Gespräch mit seinem Amtskollegen Nikos Dendias von der konservativen Neo Dimokratia zusammentraf. Im Anschluss nannte Maas die Lage im östlichen Mittelmeer »ein Spiel mit dem Feuer«. Der SPD-Politiker wurde an der Akropolis auch von Premier Kyriakos Mitsotakis empfangen. Im Laufe des Tages reiste Maas nach Ankara weiter. Maas möchte die beiden Streitparteien zu einem Einstieg in direkte Gespräche bewegen. Athen macht zur Vorbedingung, dass die türkische Seite ihre Drohungen einstellt. Im Streit um die Gebietsansprüche erwartet Griechenland, das sich auf das Uno-Seerechtsübereinkommen stützt, dass die Europäische Union Sanktionen gegen die Türkei beschließt.
Die Türkei sieht die Gewässer als Teil ihres Festlandsockels an und hat im vergangenen November ein Abkommen mit Libyen geschlossen, das den griechischen Anspruch auf Gebiete vor Kreta und anderen Inseln negiert. Der offiziellen Regierung in Tripolis leistet Ankara im Bürgerkrieg Waffenhilfe. Mitte Mai führte sie mit der »Operation Seewolf« im Mittelmeer das größte Seemanöver ihrer Geschichte durch. Griechenland konterte Anfang August durch einen Pakt mit Ägypten. Gemeinsam mit Israel und Zypern plant es den Bau einer Pipeline für Erdgas aus dem Mittelmeer nach Südeuropa. Auch Unternehmen aus Italien und Frankreich wollen an griechischen Rohstoffen mitverdienen. Berlin hat beim türkischen Präsidenten Recep Erdogan als wichtiger Waffenexporteur ein Stein im Brett. Bei den von der Bundesregierung genehmigten Lieferungen handelt es sich vor allem um Material für den maritimen Bereich.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.