Keine Lösung nach den Flammen

Die Bewohner des Flüchtlingslagers Moria auf Lesbos sind noch immer ohne sichere Unterkunft

  • Josefine Körmeling
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Situation auf der griechischen Insel Lesbos spitzt sich weiter zu. Nachdem das Lager in den vergangenen Nächten fast komplett abgebrannt war, sind die knapp 13 000 Bewohner*innen der Unterkunft noch immer ohne Bleibe. Videoaufnahmen von Lesbos zeigen Flüchtlinge, die ohne jegliche Versorgung am Straßenrand campieren. »Nichtregierungsorganisationen dürfen nicht zu den Flüchtlingen, die kein Wasser und keine Nahrung haben. Und auch die griechische Regierung macht nichts«, sagte Alex Steier, Vorsitzender des Vereins »Mission Lifeline e.V.«, gegenüber »nd«. Die Seenotrettungsorganisation ist auch vor Ort und berichtete davon, wie die Flüchtlinge teils gewaltsam am Erreichen der Inselhauptstadt Mytilini gehindert wurden. So soll die griechische Polizei Tränengas auch gegen Kinder eingesetzt haben. Inselbewohner*innen hätten die Zugangswege zur Stadt versperrt.

Die griechische Regierung kündigte an, Schlafplätze für die besonders Bedürftigen in Schiffen organisieren zu wollen. Einige Hundert minderjährige Flüchtlinge hat sie bereits aufs griechische Festland evakuiert. In Athen geht man inzwischen davon aus, dass die Brände von den Bewohner*innen des Lagers selbst verursacht wurden. Eine Aufnahme der Flüchtlinge auf dem griechischen Festland schloss die Regierung deshalb aus.

In Deutschland ist eine Diskussion um die Aufnahme der schutzbedürftigen Menschen aus Griechenland entbrannt. Die Unterbringung in den komplett überfüllten griechischen Lagern war schon vor dem Brand menschenunwürdig, wurde jedoch von Deutschland und der EU geduldet. Im Zuge der Brandkatastrophe äußerten sich nun Politiker*innen vieler Parteien bestürzt und forderten ein schnelles Handeln. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CDU) verkündete, er wolle sich für die sofortige Aufnahme von 2000 Menschen einsetzen.

Über eine »europäische Lösung« sprachen am Donnerstag Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Sie kündigten an, gemeinsam mit anderen Staaten 400 minderjährige Flüchtlinge in der Europäischen Union aufnehmen zu wollen.

In zahlreichen deutschen Städten demonstrierten am Mittwochabend Menschen für eine Evakuierung der Flüchtlinge. Allein in Berlin waren laut Veranstalter 10 000 Menschen zu einer Spontandemonstration zusammengekommen. Seiten 4 und 10

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