Aus der Not eine Tugend machen
Nach Ausfall des internationalen Tourismus setzt Laos auf Reisende aus dem eigenen Land
Inthy Deuansavanh ist ein ausdauernder Mann. Er hat den Zürich-Triathlon erfolgreich beendet und war 2018 beim 1659-Kilometer-Wohltätigkeitslauf von Laos südlichster Provinz, Attapeu, bis zur nördlichsten, Phongsaly, dabei. Seit mehr als 20 Jahren ist der Mann, der einst in der Sowjetunion studierte, einer der erfolgreichsten Tourismusunternehmer des Landes. Aus dem nach wie vor beliebten Vientianer Restaurant »Khop Chai Deu« wurde eine landesweite Hotelkette, und sein Reisebüro Green Discovery florierte.
Nun steht Inthy vor noch gewaltigeren Aufgaben. Die Covid-19-Pandemie hat den internationalen Tourismus nach Laos komplett zum Erliegen gebracht. Seit März gibt es keine Touristenvisa, internationale Flüge in das Binnenland zwischen Thailand und Vietnam sind weitgehend eingestellt. Da der große Nachbar Thailand, auf dessen Bangkoker Großflughafen die meisten Laos-Reisenden umstiegen, weiter die Schotten dichthält, sind auch die Aussichten für das meist als Zweitziel besuchte kleine Laos schlecht.
So spannt sich Inthy jetzt vor die gemeinsame Kampagne »Lao Thiao Lao« (Laoten reisen in Laos) von gleich zwei Ministerien und der laotischen IHK. Dabei ist auch ihm klar, dass dies kein Ersatz für internationale Besucher ist, sondern allenfalls, wie es Bounlap Duangphoumy vom Ministerium für Information, Kultur und Tourismus sagte, ein Provisorium, um der Tourismusbranche »zu helfen zu überleben, bis sich der internationale Tourismus wieder erholt«.
Besonders schwer wird es für die großen Tourismuszentren wie Luang Prabang. Hier reihen sich Hotels und Gästehäuser an Restaurants und örtliche Reiseanbieter, dazwischen hin und wieder ein Souvenirshop. Viele Geschäfte sind zu. International tätige Reisebüros haben seit März keine Buchungen, die nicht geschlossenen Unterkünfte locken mit Sonderangeboten, damit sie den wenigen verbliebenen Mitarbeitern wenigstens etwas zahlen können. »Lao Thiao Lao« gibt ihnen ein wenig Hoffnung.
In Luang Prabang hat ein Anbieter von Mekong-Kreuzfahrten seinen Sitz. Bis hinauf nach China fahren die zwei noblen Kabinenschiffe normalerweise. Seit Monaten liegen sie fest. Selbst die Versicherung hat der Firmeninhaber inzwischen gekündigt. »Meinen Angestellten habe ich gesagt, sie können zu Hause bleiben«, berichtet er. »Ich zahle ihnen 30 Prozent vom Gehalt. Mal sehen, wie lange ich das durchhalte.« Von den einst 32 Angestellten sind nur noch acht übrig, die auf den Schiffen Wache schieben. Bis zum Saisonstart Oktober 2021 sind alle Fahrten erst einmal abgesagt.
Wirtschaftlich fallen die Folgen für Betriebsinhaber unterschiedlich aus. »Seit Life-Musik verboten ist«, sagt etwa ein Restaurantbesitzer, »spare ich rund 2000 Euro im Monat, die ich sonst für zwei Bands bezahlt habe.« Was denn die Musiker machen? »Manche, so habe ich gehört, arbeiten auf dem Bau.« Mehr als die Hälfte der im Tourismus Beschäftigten haben den Job verloren. So viele Stellen gibt es selbst auf dem Bau nicht, zumal sich auch Investoren überlegen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für Hotelneubauten ist.
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