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+++ Gesundheitsminister Spahn positiv auf Corona-Virus getestet +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Mittwoch, 21. Oktober 2020: +++ Jens Spahn hat sich mit dem Corona-Virus infiziert +++ Tschechien: Die Corona-Situation gerät außer Kontrolle +++ 7595 Corona-Neuinfektionen in Deutschland registriert +++

  • Lesedauer: 6 Min.

Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist am Mittwochnachmittag positiv auf das neuartige Corona-Virus getestet worden. Das teilte das Gesundheitsministerium mit. Spahn habe sich umgehend in häusliche Isolierung begeben. Bislang hätten sich beim Minister nur Erkältungssymptome entwickelt. Alle Kontaktpersonen würden aktuell informiert.

+++ Tschechien verhängt landesweiten Lockdown und schließt Geschäfte +++

Angesichts sprunghaft steigender Corona-Zahlen greift Tschechien zu drastischen Maßnahmen, die einem landesweiten Lockdown gleichkommen. Menschen sollen zuhause bleiben und ihre Kontakte begrenzen. Mit den Ausgangsbeschränkungen soll ein Kollaps der Krankenhäuser verhindert werden. Ausnahmen gelten nur für den Weg zur Arbeit, notwendige Einkäufe, Arzt- und Familienbesuche. Erlaubt sind auch Spaziergänge in Parks und der freien Natur - allerdings nur allein, zu zweit oder mit anderen Familienmitgliedern. In Tschechien gilt offiziell seit dem 5. Oktober der Notstand.

Laut Ministerpräsident Andrej Babis gebe es einen »enormen Anstieg« bei der Zahl der Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden müssten. Ohne die Maßnahmen würde das Gesundheitssystem in weniger als drei Wochen zusammenbrechen. »Es ist eine Entscheidung auf die Schnelle, aber es bleibt keine Zeit«, sagte der Multimilliardär und Gründer der populistischen Partei ANO. 80 Prozent der ursprünglich für Corona-Partienten reservierten Krankenhausbetten sind demnach schon jetzt belegt.

Die Eindämmung des Coronavirus - und der erneute Herbst-Anstieg

Von Donnerstagmorgen um 6.00 Uhr an müssen fast alle Geschäfte schließen, wie Gesundheitsminister Roman Prymula am Mittwoch bekanntgab. Ausgenommen sind Lebensmittelläden und Supermärkte, Drogerien und Apotheken.

Die neuen Restriktionen gelten zunächst bis zum Ende des Notstands am 3. November. Beobachter rechnen damit, dass der Ausnahmezustand mit Zustimmung des Parlaments verlängert wird. Bereits zuvor hatte Tschechien alle Schulen und Restaurants geschlossen. Sowohl in Innenräumen als auch im Freien gilt eine weitgehende Maskenpflicht.

Tschechien, das gut durch das Frühjahr gekommen war, kämpft seit Wochen mit einer neuen Corona-Welle. Am Mittwoch wurde abermals ein neuer Höchststand bei der Zahl der täglichen Neuinfektionen vermeldet. Es kamen 11 984 Fälle innerhalb von 24 Stunden hinzu. Die Gesamtzahl der jemals Infizierten stieg damit auf knapp 194 000. Sogar Innenminister und Krisenstabs-Leiter Jan Hamacek hat sich nach eigenen Angaben infiziert. Er arbeite weiter online, teilte der Sozialdemokrat mit.

+++ EU-Kommission sieht keine schnelle Impfstofflösung +++

Für die Corona-Krise ist nach Einschätzung der EU-Kommission keine schnelle Lösung durch Impfungen in Sicht. »Es wird noch Monate dauern, bis ein Impfstoff gefunden und verteilt ist«, sagte Kommissionsvizepräsident Maros Sefcovic am Mittwoch im Europaparlament in Brüssel. Niemand wisse heute, wann die Pandemie endlich vorüber sein werde.

Er appellierte an die Bürger, mit ihrem Verhalten bei der Eindämmung der Pandemie zu helfen. »Niemand in Europa will einen zweiten Lockdown«, sagte Sefcovic. »Deshalb rufe ich alle europäischen Bürger auf, sich verantwortungsvoll zu verhalten.«

Die EU-Kommission ist unter anderem damit befasst, für alle EU-Staaten Vorverträge über mögliche künftige Impfstoffe abzuschließen. Neben den drei bereits öffentlich bekannten Verträgen seien drei weitere in der Abschlussphase, sagte Sefcovic.

Esken betont Rolle des Parlaments bei Corona-Maßnahmen

SPD-Chefin Saskia Esken hat die Bedeutung der Parlamentsbeteiligung an den Corona-Maßnahmen betont. Der Deutschen Presse-Agentur sagte sie zugleich aber auch: »Für die Coronakrise gibt es kein Drehbuch, wie (der SPD-Kanzlerkandidat) Olaf Scholz einmal gesagt hat. Deshalb müssen Politik und Verwaltung unter Umständen schnell auf Entwicklungen reagieren können, ohne dabei die Geeignetheit und die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen aus dem Auge zu verlieren.«

Covid-19: Wie weit bis zu neuen Maßnahmen* in den Landkreisen?

Viele der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung griffen jedoch tief in die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger ein, erläuterte Esken. »Ich finde es deshalb wichtig, dass wir ihre Legitimität in den Parlamenten immer wieder debattieren und nötigenfalls überarbeiten, um die Akzeptanz und Gerichtsfestigkeit der Pandemiebekämpfung zu stärken. Wenn es darum geht, die zweite Infektionswelle bewältigen und mit Zuversicht auf die Adventszeit blicken zu können, dann braucht es genau diese Akzeptanz und die Einhaltung der Maßnahmen.«

Seit Tagen war aus dem Bundestag immer mehr Kritik laut geworden, dass die Regierungen von Bund und Ländern die Entscheidungen an den Parlamenten vorbei träfen. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble legte am Montag den Fraktionen Vorschläge für eine stärkere Beteiligung des Parlaments vor.

+++ Wieder über 7000 registrierte Infektionen an einem Tag in Deutschland +++

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts vom Mittwochmorgen 7595 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Der Wert bleibt damit knapp hinter der Höchstmarke von 7830 vom Samstag zurück, liegt aber deutlich über den 5132 gemeldeten Neuinfektionen vom vergangenen Mittwoch.

Die Zahl der Neuinfektionen hatte am Samstag zum dritten Mal in Folge einen Rekordwert seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland erreicht. Die jetzigen Werte sind allerdings nur bedingt mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird - und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden.

Experten zufolge sind die neu gemeldeten Infektionen wegen der Zeit zwischen Ansteckung, Test, Ergebnis und Meldung ein Hinweis darauf, wie stark das Virus vor etwa einer Woche in der Gesellschaft unterwegs war. Deshalb dauere es auch, bis sich politische Maßnahmen in den Meldezahlen niederschlagen könnten.

»Aktuell ist ein beschleunigter Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten«, schreibt das RKI in seinem Lagebericht vom Dienstag. »Daher wird dringend appelliert, dass sich die gesamte Bevölkerung für den Infektionsschutz engagiert.« Dazu zählt das RKI unter anderem Abstands- und Hygieneregeln auch im Freien, Lüften von Innenräumen und, wo geboten, eine Mund-Nasen-Bedeckung. Die Sieben-Tage-Inzidenz - die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen - sei im Bundesschnitt auf 48,6 gestiegen.

Seit Beginn der Coronakrise haben sich nach RKI-Angaben mindestens 380 762 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Stand: 21.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag demnach bei 9875. Das waren 39 mehr als am Vortag. Nach Schätzungen des RKI gibt es etwa 302 100 Genesene.

+++ Trotz Coronavirus wieder gemeinschaftliche Gottesdienste in den USA +++

Washington. Die meisten protestantischen Kirchen in den USA feiern nach mehrmonatiger Corona-Zwangspause wieder gemeinschaftliche Gottesdienste. Wie das evangelikale Institut LifeWay Research am Dienstag (Ortszeit) berichtete, kommen jedoch deutlich weniger Menschen als vor der Pandemie.

Im April hätten nur sehr wenige protestantische Gemeinden gemeinschaftlich Gottesdienst gefeiert, teilte das in Nashville (Tennessee) ansässige Institut mit. Im September hätten 87 Prozent der befragten Pastoren erklärt, ihre Gemeindemitglieder seien zusammengekommen.

Nur 15 Prozent der Pastoren sagten, die Besucherzahlen seien ungefähr so hoch wie oder höher als vor der Pandemie. 29 Prozent der Pastoren erklärten, es komme nicht einmal die Hälfte der sonst üblichen Zahl von Gläubigen. LifeWay befragte für die Erhebung 1.007 Pastoren.

In den USA sind mehr als 220.000 Menschen an Covid-19 gestorben. Die Zahl der Neuinfektionen liegt aktuell bei etwa 60.000 täglich. Agenturen/nd

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