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Hilfswerk: Kinder sind weltweit extrem durch Umweltgifte belastet
Terre des hommes startet Kampagne zur Verankerung eines Kinderrechts auf gesunde Umwelt
Osnabrück. Sie leben auf verunreinigten Böden, atmen verschmutzte Luft ein und haben Substanzen im Blut, die aus Plastik stammen. Kinder sind einer neuen Untersuchung zufolge nicht nur in Entwicklungsländern, sondern weltweit in dramatischem Ausmaß durch Giftstoffe belastet. Das ist das Ergebnis der Studie »Die stille Pandemie«, die das Osnabrücker Kinderhilfswerk terre des hommes am Mittwoch veröffentlichte.
Die Organisation startete zugleich eine internationale Unterschriften-Kampagne unter dem Motto »My Planet - My Rights« (»Mein Planet - Meine Rechte«). Terre des hommes wolle damit erreichen, dass das Recht auf eine gesunde Umwelt in einem Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention verankert werde, sagte Vorstandssprecherin Birte Kötter: »Damit wären alle Unterzeichnerstaaten verpflichtet, ihre Politik stärker auf das Kindeswohl auszurichten. Das wäre ein Meilenstein für die Lebenschancen zukünftiger Generationen.« Kinder müssten zudem bei allen umwelt- und klimapolitischen Entscheidungen angehört und ernstgenommen werden.
»Jedes Jahr sterben 1,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren an umweltbedingten Krankheiten«, sagte der Autor der Studie, Baskut Tuncak. Neugeborene starteten überall auf der Welt mit Giftstoffen im Körper ins Leben. Gifte seien in der Muttermilch, in der Luft, im Spielzeug, in Möbeln, Baumaterial und Kleidung. Tuncak war bis vor kurzem Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen zu Auswirkungen von Umweltverschmutzung auf die Menschenrechte. Für die Studie hat der Jurist und Chemiker Daten unter anderen der Weltgesundheitsorganisation WHO, des Kinderhilfswerks Unicef und weiterer Einrichtungen der Vereinten Nationen zusammengestellt.
90 Prozent aller Kinder weltweit atmen der Studie zufolge verschmutzte Luft ein. Jedes Jahr sterben knapp 600.000 Kinder aufgrund von Luftverschmutzung. 800 Millionen Kinder haben viel zu hohe Bleiwerte im Blut. In Deutschland lassen sich bei 97 Prozent der Kinder und Jugendlichen verschiedene Plastik-Inhaltsstoffe im Körper nachweisen. Kinder seien deutlich empfindlicher für Giftstoffe als Erwachsene, vor allem wenn sie unterernährt seien.
Weltweit sind laut der Untersuchung Kinder aus ärmeren Familien besonders belastet. Sie lebten häufiger direkt neben Industrieanlagen, vielbefahrenen Straßen, Müllkippen und offenen Abwasserkanälen. Sie wohnten in Häusern, die mit Schadstoffen belastet seien und nutzten Möbel, die Gifte ausdünsteten. »Ihre Schulen und Spielplätze sind stärker mit Umweltgiften belastet, als Schulen in besseren Stadtteilen. Ihre Eltern oder Geschwister sind mit giftigem Staub bedeckt, wenn sie von der Arbeit kommen.«
Die Kampagne »My Planet - My Rights« startet zeitgleich in Deutschland und in vielen der knapp 40 Länder, in denen terre des hommes Projekte unterstützt. Die Unterschriften sollen dem UN-Generalsekretär und dem Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen übergeben werden. epd/nd
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