Sie müssen rollen, aber nicht jetzt

Reimar Paul über den Transport der hochradioaktiven Castoren

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 1 Min.

Keine Frage: Der hochradioaktive Atommüll, der dieser Tage per Schiff und Zug von Großbritannien nach Hessen gefahren wird, muss zurück nach Deutschland. Wegen vertraglicher Verpflichtungen, aber auch aus moralischen Erwägungen. Weil es in der Bundesrepublik keine atomare Wiederaufarbeitungsanlage gibt, wurden die verbrauchten Elemente früher nach Großbritannien und Frankreich gekarrt. Die Rücknahme der Abfälle ist verbindlich festgeschrieben.

Infrage zu stellen ist jedoch der Zeitpunkt des Transports. Schon um Risiken zu minimieren, wäre es besser, die Castoren erst auf den Weg zu bringen, wenn klar ist, wo sie dauerhaft bleiben sollen. Stattdessen wird der Müll zweimal transportiert werden. Das verdoppelt die Gefahr. Völlig unverantwortlich ist der Zeitpunkt zudem vor dem Hintergrund der sich dramatisch verschärfenden Corona-Pandemie. Das Begleitpersonal und Tausende zum Schutz der Fuhre aufgebotene Polizisten werden einem erheblichen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Kurz vor dem ursprünglich geplanten Termin im Frühjahr hatte Horst Seehofer (CSU) den Transport noch mit Verweis auf Corona abgesagt. Jetzt, wo das Virus noch heftiger wütet, hat er diese Bedenken offenbar nicht mehr.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -