Krankenhäuser klagen über Engpässe

Kliniken nähern sich in der Coronakrise ihren Kapazitätsgrenzen - auch wegen Personalmangels

»Wir müssen noch ein paar Monate die Pobacken zusammenkneifen.« Etwas flapsig beschreibt Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), am Donnerstag die ernste Lage, in der sich Deutschland aus Sicht des Instituts nach wie vor befindet: Das Corona-Infektionsgeschehen nimmt demnach immer noch zu - fast 22 000 am Donnerstag neu vermeldete Fälle. Die Zahl von Intensivpatienten und Toten steigt. Zudem meldeten Kliniken zunehmend Engpässe. Es sei damit zu rechnen, dass manche Kliniken an ihre Kapazitätsgrenzen kämen, so Wieler.

Doch der RKI-Chef hat nicht nur schlechte Nachrichten parat. Vorsichtig optimistisch stimme ihn, dass die Kurve der Neuinfektionen zuletzt weniger steil gestiegen sei, so Wieler. Noch wisse man aber nicht, ob es sich dabei um eine stabile Entwicklung handele. Es bleibe abzuwarten, ob sich dies fortsetze. Für eine Beurteilung der Effekte des Teil-Lockdowns sei es deshalb noch zu früh. Wie schnell das Infektionsgeschehen abgebremst werden könne, hänge vom Verhalten der Menschen ab. Es gelte weiterhin, Regeln wie Abstandhalten, Hygiene und Lüften einzuhalten. Diese würden die Menschen noch lange begleiten, und eine Mehrheit der Bevölkerung habe den Sinn der Maßnahmen verstanden.

Unter Berufung auf Daten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin erklärte Wieler, dass inzwischen die Hälfte der Kliniken in Deutschland Engpässe melde. Überwiegender Grund: das Personal, das zum Teil ebenfalls erkranke oder in Quarantäne müsse, so Wieler. Dass sich diese Situation weiter zuspitze, gelte es zu verhindern. So sei nach wie vor das Ziel, die Zahl der Neuinfektionen wieder auf ein Level zu bringen, mit dem die Krankenhäuser umgehen können.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) macht sich Sorgen wegen der Auslastung der Kliniken und befürchtet, dass sich die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen verdoppeln werde. Wenn es über einen längeren Zeitraum täglich 20 000 Neu-Infizierte gebe und davon zwei Prozent jeweils zwei Wochen auf Intensivstationen behandelt werden müssten, werde ihre Zahl im November wahrscheinlich auf mehr als 6000 gleichzeitig steigen, erklärte Spahn gegenüber der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. »Höher dürfen die Zahlen nicht steigen«, so Spahn. »Falls doch, würden wir absehbar an einen Punkt kommen, an dem das Gesundheitssystem überfordert ist.«Mit Agenturen

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