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Mindestens 74 Migranten bei Schiffsunglück vor Libyen gestorben
Evangelischen Kirche fordert angesichts der Situation von Italien die Freigabe der »Sea-Watch 4«
Genf. Bei einem Schiffsunglück vor der libyschen Küste sind am Donnerstag mindestens 74 Migranten ums Leben gekommen. Die internationale Organisation für Migration (IOM) teilte in Genf mit, IOM-Mitglieder hätten »ein furchtbares Schiffsunglück« gemeldet, bei dem mindestens 74 Menschen vor Choms an der libyschen Küste gestorben seien. Die libysche Küstenwache und Fischer hätten 47 Überlebende an Land bringen können.
»Auf dem Schiff sollen mehr als 120 Menschen gewesen sein, darunter Frauen und Kinder«, hieß es in der Mitteilung der IOM. Bislang seien 31 Todesopfer geborgen worden, die Suche nach den anderen Toten dauere an.
Bei zwei weiteren Schiffsunglücken in den vergangenen beiden Tagen seien 19 weitere Menschen ums Leben gekommen, darunter zwei Kinder, teilte die UN-Agentur weiter mit. Derzeit sei nur ein einziges Rettungsschiff im zentralen Mittelmeer im Einsatz: Das Boot der Nichtregierungsorganisation Open Arms habe bei drei Einsätzen 200 Menschen gerettet.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte angesichts der Situation die Regierung in Rom um der Freigabe des festgesetzten Hilfsschiffs »Sea-Watch 4«. »Der Tod so vieler Menschen innerhalb weniger Stunden ist schrecklich. Dem himmelschreienden Leid und sinnlosen Sterben im Mittelmeer muss endlich ein Ende bereitet werden«, schrieb der Bischof auf seiner Facebook-Seite.
Er habe sich in einem Video-Treffen mit Italiens Verkehrsministerin Paola De Micheli für ein Auslaufen der »Sea-Watch 4« eingesetzt, heißt es in einer Mitteilung vom Freitag. Das Schiff des deutschen Hilfsbündnisses, an dem auch die EKD beteiligt ist, wird von Italien seit vielen Wochen in Palermo festgehalten. Bedford-Strohm erläuterte, dass derzeit insgesamt fünf private Rettungsschiffe von den Behörden gestoppt seien. Die italienischen Stellen halten die Schiffe immer wieder in den Häfen fest. Sie begründen das häufig mit technischen Mängeln.
Seit Jahresbeginn ertranken mindestens 900 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Nach Angaben der IOM kamen Rettungshelfer oft zu spät. Mehr als 11.000 Bootsflüchtlinge wurden zurück nach Libyen geschickt, oftmals »auf die Gefahr hin, dass sie Menschenrechtsverletzungen, Haft, Missbrauch, Menschenhandel und Ausbeutung ausgesetzt« werden, erklärte die IOM. Agenturen/nd
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