- Kommentare
- Hamburger Verfassungsschutz
Kein Trojaner, kein Geheimdienst
Sebastian Bähr über die Pläne des Hamburger Verfassungsschutzes
In Hamburg hat der Verfassungsschutz im April die Möglichkeit bekommen, Staatstrojaner einzusetzen. Geheimdienstmitarbeiter können damit verschlüsselte Nachrichten auf Endgeräten auch ohne die Genehmigung von Gerichten über Umwege mitlesen, selbst bei Berufsgeheimissträgern wie Journalisten, Ärzten oder Anwälten. Bürgerrechtsinitiativen haben dagegen nun Verfassungsbeschwerde eingelegt. Sie kritisieren zu Recht, dass durch kaum kontrollierbare Sicherheitsbehörden massive und grundrechtswidrige Eingriffe in die Pressefreiheit, das Telekommunikationsgeheimnis und die informelle Selbstbestimmung drohen. Die Privatsphäre unzähliger Menschen wäre noch weniger wert als jetzt schon. Zudem: Die Große Koalition will auch auf Bundesebene den Einsatz des Staatstrojaners für Geheimdienste ausweiten, ein Gesetzesvorschlag ging kürzlich durchs Kabinett. Eine erfolgreiche Klage in Karlsruhe hätte Signalwirkung bis nach Berlin.
Für viele Menschen bleibt es ansonsten schlicht ein Hohn, dass ausgerechnet der Verfassungsschutz trotz zahlreicher Skandale, eines Komplettversagens als demokratisches Frühwarnsystem und trotz offener rechter Sympathien mehr Befugnisse erhalten soll. Anstatt der Behörde neue Überwachungsmittel zur Verfügung zu stellen, sollte man sie restlos zerschlagen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.