Weiterhin hohe Hürden für Menschen mit Behinderungen

Inklusionsmonitor fragt nach Folgen geschlossener Werkstätten während der Coronakrise

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Berlin. Menschen mit Behinderung stoßen einem neuen Bericht des Paritätischen Wohlfahrtverbandes zufolge in fast allen Lebensbereichen weiterhin auf erhebliche Barrieren. »Von gleichberechtigter Teilhabe kann keine Rede sein«, kritisierte der Verband am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung seines aktuellen Teilhabeberichtes. Diese Barrieren müssten nicht nur identifiziert, sondern rasch beseitigt werden, hieß es in der Erklärung anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember.

Der Bericht entstand im Rahmen des Projektes »Teilhabeforschung: Inklusion wirksam gestalten« und wurde unterstützt durch die Aktion Mensch-Stiftung. Die Forscher werteten Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für das Jahr 2018 aus. Falls Daten vorlagen, wurden sie im Zeitvergleich von 2010 bis 2018 analysiert. Demnach war bereits vor der Corona-Pandemie mehr als jeder dritte schwerbehinderte Mensch (38,8 Prozent) von Einsamkeit betroffen, während weniger als jeder Sechste ohne Handicap (15,8 Prozent) angab, oft oder eher oft einsam zu sein. Auch lebten Menschen mit Behinderung überproportional häufig in Armut.

»Unsere Gesellschaft ist noch immer von viel zu vielen Barrieren geprägt, die einer umfassenden Inklusion buchstäblich im Wege stehen«, sagte Rolf Rosenbrock, der Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes. Dagegen müsse die Politik schleunigst aktiver als bisher vorgehen.

Schwerpunkt der regelmäßig erscheinenden Studie ist in diesem Jahr die Lebenssituation von Frauen und Männern mit Beeinträchtigungen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren. Viele der Menschen in dieser Altersgruppe sind von Geburt oder Jugend an beeinträchtigt.

Der Verband wies darauf hin, dass sich durch die Covid-19-Pandemie die Ausgrenzung noch verschärft habe. »In vielen Bereichen beobachten wir einen Rückfall in überwunden geglaubte Handlungs- und Rollenmuster«, erklärte Rosenbrock. Das Selbstbestimmungsrecht von Menschen in Einrichtungen sei früh und weitgehend eingeschränkt worden.

Rosenbrock forderte eine aktivere Sozial- und Beschäftigungspolitik, die Armut verhindere und mehr Teilhabe ermögliche. Zudem müsse eine barrierefreie Verkehrsinfrastruktur geschaffen werden, die auch im ländlichen Raum die Mobilität von Menschen mit Handicap gewährleiste. Außerdem brauche es flächendeckend soziale Orte, wo sich Menschen begegnen könnten.

Werkstätten für Behinderte geschlossen: Studie fragt nach Folgen

Der sogenannte Inklusionsmonitor wirft in diesem Jahr ein Schlaglicht auf eine umstrittene Entscheidung in der Corona-Pandemie: die Schließung der Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Nach Angaben des Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen, Joachim Leibiger, will die repräsentative Umfrage die Frage beantworten, welche Folgende das für die Betroffenen hatte. Sie wird am Donnerstag (11.00 Uhr) in Erfurt vorgelegt.

Lesen Sie auch: » Warum verdienen sie so wenig? In der Pandemie sind beinahe unbemerkt Löhne in Behindertenwerkstätten gekürzt worden. Schon vorher ließ sich von den Geld kaum leben.«

Die Schließung der Werkstätten war mit der nötigen Eindämmung der Corona-Pandemie begründet worden. Andererseits hatten Vertreter von Menschen mit Behinderung zu bedenken gegeben, dass dadurch für die Betroffenen nicht nur ihre Arbeit, sondern in vielen Fällen auch der Großteil ihrer sozialen Kontakte wegfielen.

Zudem beleuchte der diesjährige Inklusionsmonitor unter anderem, welche Probleme die allgemeine Maskenpflicht für Menschen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen mit sich bringe, sagte Leibiger im Vorfeld der Vorstellung des Berichts.

Die behindertenpolitische Sprecherin der Linke-Landtagsfraktion, Karola Stange, merkte im Vorfeld der Veröffentlichung an, obwohl es zahlreiche Fortschritte bei der Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung gegeben habe, seien viele von ihnen im Alltagsleben noch immer oft mit Diskriminierungen konfrontiert. Dies sei umso schwerwiegender, da eine Behinderung jeden treffen könne. Die meisten Behinderungen würden sich erst im Laufe des Lebens durch gesundheitliche Beeinträchtigungen ergeben.

Der Inklusionsmonitor befasst sich in diesem Jahr nach Angaben Leibigers schwerpunktmäßig mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Menschen mit Behinderung. Den Inklusionsmonitor gibt es seit 2016. Agenturen/nd

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