Briten heben ihr Klimaziel für 2030 an

Wichtiges Signal vor virtuellem UN-Gipfel

  • Christian Mihatsch
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenige Tage vor einem virtuellen UN-Klimagipfel hat der britische Premierminister Boris Johnson das neue Klimaschutzziel für sein Land bekanntgegeben: In zehn Jahren sollen die Kohlendioxidemissionen Großbritanniens um 68 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen. Das ist eine deutliche Verbesserung - bislang sollten die Emissionen in diesem Zeitraum nur um 57 Prozent sinken.

Premier Johnson folgt damit dem Rat eines Beratergremiums der Regierung: Das britische Klimakomitee, kurz: CCC, hatte kurz zuvor das neue Klimaziel empfohlen. Richard Black vom Klima-Thinktank ECIU sagte dazu: »Obwohl das Ambitionsniveau nicht alle Klimaaktivisten zufriedenstellen wird, ist dies bislang die signifikanteste Ankündigung von allen größeren Volkswirtschaften und beschleunigt das Tempo der Emissionssenkung um etwa 50 Prozent.«

In den vergangenen Wochen hatten bereits zahlreiche wichtige Länder angekündigt, bis 2050 (EU, Japan, Südkorea, Kanada) oder 2060 (China) CO2-neutral zu wirtschaften. In den meisten Staaten entsprechen die mittelfristigen Klimaziele für das Jahr 2030 aber nicht diesem Anspruch. Großbritannien übernimmt daher mit seinem neuen Emissionsziel eine Führungsrolle in der internationalen Klimapolitik. Das ist wohl auch dem Umstand zu verdanken, dass die nächste »echte« UN-Klimakonferenz im November 2021 im schottischen Glasgow stattfinden wird. Der bevorstehende virtuelle Gipfel dient der Vorbereitung. Dabei sollen noch mehr Länder neue Klimaziele bekanntgeben. So wollen die Staats- und Regierungschefs der EU Ende der Woche offiziell die Anhebung ihres Minderungsziels bis 2030 von 40 Prozent auf 55 Prozent gegenüber 1990 verabschieden. Nick Mabey vom britischen Thinktank E3G sieht erheblichen Druck auf der EU lasten: »Zu versagen, wo Großbritannien erfolgreich war, wäre international extrem peinlich.« Noch ist allerdings nicht sicher, ob nicht doch Länder wie Polen das neue EU-Ziel blockieren.

Premier Johnson erhöht indes nicht nur den Druck auf die EU, sondern vor allem auch auf seine eigene konservative Regierung, was die Umsetzung angeht. Die kürzlich vorgestellten zehn neuen Klimaschutzmaßnahmen - darunter ein Verbot des Verkaufs von Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2030 - reichen noch nicht einmal, um das alte Ziel einer Emissionsreduktion von 57 Prozent zu erreichen. Hinzu kommt, dass Großbritannien schon heute fast keinen Kohlestrom mehr hat und der letzte Meiler 2024 vom Netz geht. Das heißt, Gaskraftwerke müssen schneller durch Solar- und Windenergieanlagen ersetzt werden ebenso wie Gasheizungen durch Wärmepumpen und Benzin- durch Elektroautos. All das sei aber »machbar«, schreibt das CCC.

Umweltorganisationen halten allerdings noch mehr für möglich und fordern eine CO2-Reduktion um 75 Prozent. Ed Matthew vom Netzwerk »The Climate Coalition« sagte: »Eine ambitioniertere Senkung ist machbar und nötig und spiegelt unsere riesige Verantwortung für die Emissionen der Vergangenheit.«

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