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+++ Neue Höchststände bei Infektionen und Toten +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Freitag, 11. Dezember 2020: +++ Thüringen verschärft Corona-Regeln - Läden müssen schließen +++ Fast 3.000 Corona-Tote in den USA +++

  • Lesedauer: 6 Min.

+++ Schweden verschickt Corona-SMS +++

Stockholm. In Schweden soll die gesamte Bevölkerung eine SMS mit den aktuellsten Corona-Regeln bekommen. Zweck des Ganzen ist, die mehr als zehn Millionen Einwohner vor den Weihnachtstagen und -ferien über die geltenden Maßnahmen in Kenntnis zu setzen und um Befolgung zu bitten. Die Regierung in Stockholm erteilte am Freitag der Gesundheits- und der Zivilschutzbehörde einen entsprechenden Auftrag. In der SMS soll auch darauf hingewiesen werden, dass von Montag an im ganzen Land wieder dieselben Empfehlungen gelten. Die nationalen Regeln ersetzen regionale Empfehlungen, die zuletzt gegolten hatten.

Schweden ging in der Coronakrise lange Zeit einen viel beachteten Sonderweg mit vergleichsweise lockeren Maßnahmen und Appellen an die Vernunft. Aber auch in dem skandinavischen EU-Land gelten bestimmte Corona-Beschränkungen. Hinzu kommt eine ganze Palette an Maßgaben etwa zum Abstandhalten und weitere Schritte, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Nachdem Schweden im Frühjahr die mit Abstand höchsten Corona-Zahlen Skandinaviens hatte, ist die Lage abermals sehr ernst. Die Infektionszahlen sind seit Ende Oktober rapide gestiegen, Intensivstationen in Stockholm an den Belastungsgrenzen. Im Vergleich mit Deutschland hatte Schweden in den vergangenen 14 Tagen mehr als doppelt so hohe Neuinfektionszahlen.

+++ Neue Rekordzahlen bei Infektionen und Toten +++

Berlin. Die Zahl der binnen eines Tages an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten Corona-Neuinfektionen und die Todesfälle haben einen Höchststand erreicht. Die Gesundheitsämter übermittelten binnen 24 Stunden 29.875 Neuinfektionen, wie aus Zahlen vom Freitagmorgen hervorgeht. Das sind über 6000 mehr als am Vortag, als mit 23.679 Fällen ebenfalls ein Rekord erreicht worden war. Außerdem meldete das RKI am Freitag mit 598 neuen Todesfällen den zweiten Höchstwert binnen kurzer Zeit. Der bisher höchste Tagesstand von 590 Toten war am Mittwoch erreicht worden.

In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen erwartet wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 20 970.

Insgesamt zählt das RKI seit Beginn der Pandemie 1 272 078 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 10.12., 00.00 Uhr). Nach Schätzungen sind rund 942 100 Menschen inzwischen genesen. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Donnerstag bei 1,03 (Vortag: 0,99). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 103 weitere Menschen anstecken. Der Wert schwankt seit einigen Wochen um 1 herum und bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.

+++ Thüringen verschärft Corona-Regeln +++

Die Thüringer müssen sich angesichts alarmierender Infektionszahlen noch vor Weihnachten auf einen Lockdown einstellen. Die rot-rot-grüne Landesregierung beschloss in der Nacht zum Freitag in einer Sondersitzung unter anderem Ladenschließungen und Homeschooling bereits ab der ersten Klasse, wie die Staatskanzlei am Freitag mitteilte. Über mögliche nächtliche Ausgangsbeschränkungen und die Regelungen über die Feiertage will das Kabinett am kommenden Dienstag beraten.

Laut Staatskanzlei sollen ab dem 19. Dezember die meisten Geschäfte im Einzelhandel und der Dienstleistungsbranche - analog dem Beispiel von Sachsen - schließen. Ausgenommen davon sind beispielsweise Lebensmittelläden, Apotheken und Friseure. Die Regelung gelte aber vorbehaltlich der Entscheidungen der nächsten Runde der Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung. Für noch geöffnete Läden sollen die Hygieneauflagen strenger kontrolliert werden. Außerdem werden der Ausschank und Konsum von Alkohol in Innenstädten und im Freien untersagt.

Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Freitag wurden im Freistaat innerhalb von 24 Stunden 960 Neuinfektionen und 18 neue Todesfälle gemeldet. Die Inzidenz liegt inzwischen landesweit bei 195,2 neuen Fällen je 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Das ist bundesweit nach Sachsen (313,1) weiter der zweithöchste Wert.

+++ Fast 3000 Corona-Tote in den USA +++

Baltimore. In den USA sind binnen 24 Stunden fast 3000 Tote infolge einer Coronavirus-Infektion verzeichnet worden. Nach den Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore vom Freitagmorgen (MEZ) wurden am Donnerstag 2934 Verstorbene registriert. Das ist die zweithöchste je registrierte Tageszahl. Der bisherige Höchstwert war am Mittwoch mit 3124 Corona-Toten verzeichnet worden.

Die Anzahl der Neuinfektionen innerhalb eines Tages überschritt erneut die Marke von 200.000 und lag am Donnerstag mit 224.452 etwas höher als am Mittwoch. Der bisher höchste Wert wurde mit 227.828 am 4. Dezember registriert. Insgesamt haben sich in dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern gut 15,6 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Seit Beginn der Pandemie starben 292.141 Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2. In absoluten Zahlen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl rangieren die USA mit 88,45 Toten pro 100.000 Einwohner laut JHU weltweit auf Rang 14.

+++ Bedford-Strohm stellt Lockerungen infrage +++

Berlin. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigt sich offen für strengere Kontaktregelungen auch während der Weihnachtsfeiertage. »Wenn der harte Lockdown notwendig ist, um Menschenleben zu schützen und die Ausbreitung des Virus zu begrenzen, dann glaube ich, kommen wir an dem harten Lockdown nicht vorbei«, sagte er dem ARD-Magazin »Kontraste«, wie der RBB am Donnerstagabend mitteilte. Man müsse die Empfehlungen der Wissenschafts-Akademie Leopoldina nach härteren Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie ernst nehmen.

Die Idee, während der Feiertage Ausnahmen von den Kontaktbeschränkungen zu gewähren, sei grundsätzlich richtig, erklärte der Ratsvorsitzende: »Dass an Weihnachten besondere Regeln gelten, ist Ausdruck der Tatsache, dass dieses Weihnachtsfest für die seelische Verfassung der Menschen eine ganz besondere Bedeutung hat.« Wenn allerdings ein Risiko bestehe, »dass aus gottesdienstlichen Versammlungen Leben gefährdet wird, dann bin ich der Allererste, der sagt, lasst es uns nicht machen«. Für Familientreffen und auch für Weihnachtsgottesdienste müssten dann zur Not, andere, digitale Lösungen gefunden werden.

++ Einzelhandel pocht auf umfangreiche Entschädigung ++

Berlin. Der Einzelhandel pocht bei einem harten Corona-Lockdown auf Entschädigungen, wie sie anderen Branchen seit November gewährt werden. »Wenn es zum Lockdown kommt, kann man uns eine entsprechende Entschädigung nicht versagen, das verlangt die Gleichbehandlung«, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern, Wolfgang Puff, der »Augsburger Allgemeinen«. Grundlage für Entschädigungsleistungen im Handel müsse der Rohertrag sein, forderte er.

»Sollten alle Geschäfte im Nonfood-Bereich geschlossen werden, drohen gewaltige Umsatzausfälle«, sagte Puff. Im gesamten Bundesgebiet sei mit Ausfällen in siebenstelliger Höhe zu rechnen. Bereits der Teil-Lockdown im November und Dezember kostet nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln bis zu 16,9 Milliarden Euro. »Sollte der Einzelhandel zeitnah schließen müssen, ist der wirtschaftliche Schaden im Dezember nochmal größer. Dann ist von verpassten Umsätzen in den Innenstädten von circa zwölf Milliarden Euro auszugehen«, sagte Rusche den Funke-Zeitungen. Für den Fall, dass der Einzelhandel mit Beginn der Weihnachtsfeiertage dicht machen muss, rechnet der Ökonom mit einem Schaden von bis zu zehn Milliarden Euro im Dezember. Agenturen/nd

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