Im Vergabekarussell
Die Ernennung von Chemnitz zu Europas Kulturhauptstadt 2025 lässt auf sich warten
Die Kulturminister der Länder haben die Entscheidung für Chemnitz als Europäische Kulturhauptstadt 2025 noch nicht bestätigt. Erst Anfang des kommenden Jahres soll ein entsprechender Beschluss gefasst werden, teilte die Runde am Mittwochabend mit. Zuvor soll ein Gesprächsangebot der Jury über das in die Kritik geratene Vergabeverfahren angenommen werden.
Ende Oktober war Chemnitz unter fünf deutschen Kandidatenstädten zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 gekürt worden. Die sächsische Stadt hatte sich gegen die auf der Shortlist noch vertretenen Städte Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Nürnberg durchgesetzt. Die entsprechende Empfehlung für Chemnitz verkündete die europäische Auswahljury.
Die Empfehlung der Jury muss von Bund und Ländern noch in eine formelle Ernennung umgewandelt werden. Das die noch auch sich warten lässt, liegt daran, dass seit dem Votum der Jury Kritik an der Glaubwürdigkeit einzelner Mitglieder laut geworden ist. In Medienberichten war von möglichen personellen Verstrickungen im Vergabekarussell berichtet worden. Durch die Vertagung der Ernennung sollen laut dpa-Informationen die Chancen von Chemnitz für eine gewünschte einstimmige Entscheidung gewahrt bleiben. Bei einem sofortigen Votum für Chemnitz soll Bayern, derzeit Vorsitz in der Kulturministerrunde, eine Enthaltung angekündigt haben.
Nun hat die Linkspartei in Sachsen Aufklärung im Zwist um die Vergabe des Titels an Chemnitz gefordert. Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) solle der Öffentlichkeit »reinen Wein einschenken, anstatt so zu tun, als sei Chemnitz unumstritten«, teilte die Linksfraktion im Landtag am Donnerstag mit. Auch die bayerische Landesregierung müsse ihre Interessenlage transparent machen und etwaige Zweifel am Verfahren mit Belegen unterfüttern. Chemnitz selbst müsse in die Offensive gehen, um bestehende Zweifel auszuräumen. Auf jeden Fall wolle man offene Fragen im Kulturausschuss des Landtages zum Thema machen. »Chemnitz ist zweifelsohne die Siegerstadt«, hatte Klepsch optimistisch erklärt. dpa/nd
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