Private Initiativen entziehen dem Markt den Boden
Faire Pachtpreise für ökologische Bewirtschaftung sind heute dank Genossenschaften möglich.
Landgrabbing war lange ein Wort, das in der Agrardebatte Landraub durch Unternehmen in anderen Teilen der Welt beschrieb. Inzwischen führen Spekulationen und Aufkauf von Ländereien durch Konzerne auch hierzulande zu dramatisch steigenden Pachtpreisen. In der Folge kommen gerade kleine oder neue Betriebe kaum an bezahlbaren Boden.
Politisch wird immer wieder eine Reform gefordert, die Land langfristig in den Händen von Bäuerinnen und Bauern belässt. So will die Linke den Zugang zum Boden für ortsansässige, auch kleinere Agrarbetriebe stärker sichern. Dafür soll auch der Verkauf landwirtschaftlicher Nutzflächen an nichtlandwirtschaftliche Investoren verhindert und land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen in öffentlichem Besitz gehalten, oder unter sozial-ökologischen Auflagen langfristig an Agrar- und Forstbetriebe vor Ort verpachtet werden. Von einer neuen Almende ist gar die Rede. Gerade in ostdeutschen Ländern haben Linke dazu Vorschläge erarbeitet. Umgesetzt wurde bisher wenig.
Während also politisch gestritten wird, haben es in den vergangenen Jahren vermehrt private Initiativen übernommen, den Boden durch Genossenschaften dem Markt zu entziehen und faire Pachtpreise zu schaffen. In erster Linie richten sie sich an ökologische Landwirt*innen. Ob BioBoden, Ökonauten, Kulturland oder Regionalwert, sie alle funktionieren nach ähnlichem Prinzip: Sie kaufen mit dem Geld privater Anleger*innen Boden auf und verpachten diesen zu fairen und langfristigen Bedingungen an Landwirt*innen, die die Höfe ökologisch bewirtschaften.
Mit unterschiedlich hohen Einlagen können Anleger*innen Anteile zeichnen. Genossenschaften wie beispielsweise BioBoden betreiben eigene Höfe, andere fördern zusätzlich Projekte entlang der Wertschöpfungskette, also kleine Läden, verarbeitende Betriebe oder Catering-Unternehmen. Bei den Ökonauten, einer Bürgergenossenschaft, die hauptsächlich in Berlin-Brandenburg aktiv ist, werden die produzierten Lebensmittel auch der Genossenschaft zur Verfügung gestellt. Ähnlich wie beim Konzept Solidarische Landwirtschaft kann der Betrieb damit sicherer planen, denn die Abnahme der Produkte ist stabil. Und helfende Hände auf dem Hof, wenn sie gebraucht werden, packen mit an.
Ein Dilemma bleibt jedoch: Die privaten Initiativen sehen sich je nach Landstrich Spekulationspreisen gegenüber, die manchen Kauf unsinnig machen, weil keine fairen Pachtpreise mehr garantiert werden können. Vor ähnlichen Problemen stehen auf dem Wohnungsmarkt Initiativen wie das Mietshäusersyndikat schon länger. Hier wie dort gilt - ohne politische Richtungsänderung bleibt es immer nur eine - wenn auch sinnvolle - Lösung für einzelne.
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