Erneut Proteste gegen Lukaschenko
Russische Spezialeinheit kooperiert mit belarussischer Polizei
Minsk. Mehr als vier Monate nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Belarus haben am Sonntag erneut Tausende Regierungsgegner gegen Staatschef Alexander Lukaschenko demonstriert. Bei den dezentralen Protesten im ganzen Land wurden am Sonntag Dutzende Menschen festgenommen. »Jeder neue Protestmarsch hindert das Regime daran, zu lügen und zu behaupten, dass die Proteste vorbei sind«, sagte die im Exil lebende ehemalige Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja in einem Video. In der Hauptstadt Minsk patrouillierten Polizisten mit Hunden durch die Straßen, Sicherheitskräfte stellten Wasserwerfer auf.
Seit der Präsidentschaftswahl am 9. August gibt es immer wieder Proteste gegen Lukaschenko, dem die Demonstranten massiven Wahlbetrug vorwerfen. Der Präsident weist die Rücktrittsforderungen zurück und hat Verfassungsreformen in Aussicht gestellt, deren Umfang nicht klar umrissen wurde. Insgesamt wurden schon Tausende Demonstranten verhaftet; immer wieder berichteten Inhaftierte von Misshandlungen. Die namhafte Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa befindet sich seit Anfang September in Haft.
Laut einem Bericht des belarussischen Innenministeriums unterstützt die russische Nationalgarde die Minsker Regierung. In einem Kooparationsabkommen wurden unter anderem Hilfen bei der »Wahrung der öffentlichen Ordnung« sowie beim Schutz staatlicher Einrichtungen vereinbart. Geplant sind beispielsweise Schulungen und gemeinsame Übungen.
Unterdessen hat die EU erstmals belarussische Unternehmer und Firmen mit Sanktionen belegt, die Staatschef Lukaschenko nahestehen. Dieses dritte Sanktionspaket richtet sich gegen 29 Personen aus Sicherheitsbehörden, Justiz und Wirtschaft sowie gegen sieben Unternehmen. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.