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Mehr als 200 Tote bei Massaker im Westen Äthiopiens
Menschenrechtskommission: Tausende Menschen sind auf der Flucht vor Gewalt
Addis Abeba. Die Zahl der Todesopfer durch einen bewaffneten Angriff im Westen Äthiopiens hat sich auf mehr als 200 erhöht. Wie die äthiopische Menschenrechtskommission (EHRC) der Nachrichtenagentur AFP am Samstag mitteilte, wurden bei dem Angriff in der Region Benishangul-Gumuz am vergangenen Mittwoch nach neuen Erkenntnissen 207 Menschen getötet. Die Bemühungen zur Identifizierung aller Opfer gingen weiter. Zunächst war von etwa hundert Toten die Rede gewesen.
Bewaffnete Angreifer hatten am Mittwoch noch vor Morgengrauen das Feuer auf die Bewohner des Gebiets Metekel eröffnet. Der Angriff dauerte nach Behördenangaben mehrere Stunden lang an. Die Angreifer setzten dabei auch Nutzpflanzen in Brand. Den Behördenangaben zufolge töteten Soldaten der äthiopischen Armee 42 bewaffnete Männer, die an dem Massaker beteiligt gewesen sein sollen. Angaben zur Identität der Täter machten sie nicht.
Nach Angaben der EHRC waren unter den Todesopfern auch 35 Frauen und ein sechs Monate altes Baby. Die Kommission bekräftigte ihre Forderung nach humanitärer Hilfe in der Region Benishangul-Gumuz. Rund zehntausend Menschen aus dem Bezirk Bekuji Kebele seien auf der Flucht in Richtung der Stadt Bulen, in der bereits tausende Vertriebene lebten. Die EHRC ist unabhängig, steht aber der Regierung in Addis Abeba nahe.
In der Benishangul-Gumus gibt es immer wieder schwere Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen. In der Region leben vor allem Angehörige der beiden größten Volksgruppen Äthiopiens, Oromo und Amhara, sowie der Shinasha. Die örtlichen Behörden machen in der Regel Angehörige der Volksgruppe der Gumuz für die Angriffe verantwortlich.
Regierungschef Abiy Ahmed bezeichnete den Angriff als »Tragödie«. Im Oktober hatte er Kämpfer aus der Region Blauer Nil im Nachbarland Sudan für die Gewalt in Benishangul-Gumuz verantwortlich gemacht. Am Donnerstag sagte Abiy, der Angriff in Benishangul-Gumuz hätte eine Spaltung der Streitkräfte, die derzeit in der nordäthiopischen Unruheregion Tigray im Einsatz sind, zum Ziel gehabt.
Zwischen dem Militäreinsatz in Tigray und der Gewalt in Benishangul-Gumuz gibt es keinen Zusammenhang. In Tigray ist die Lage nach wie vor höchst instabil: Nach Angaben der International Crisis Group wurden in dem Konflikt tausende Menschen getötet, mehr als 50.000 flohen zudem in den benachbarten Sudan. AFP/nd
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