+++ Analysen zu Coronavirus-Typen sollen verstärkt werden +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Montag, 11. Januar 2021: +++ Bildungsforscher: Ungleiche Chancen beim Homeschooling +++ Moderna-Impfstoff ab heute in Deutschland +++ Neue Corona-Regeln in Kraft +++

  • Lesedauer: 9 Min.

Berlin. Angesichts neuer Varianten des Coronavirus sollen Untersuchungen zur Bestimmung des genauen Typs bundesweit verstärkt werden. Labore sollen Ergebnisse sogenannter Sequenzierungen künftig an das Robert Koch-Institut (RKI) übermitteln müssen, wie ein der Deutschen Presse-Agentur vorliegender Verordnungsentwurf des Bundesgesundheitsministeriums vorsieht. Bei solchen Analysen wird das Erbgut des Erregers entziffert und kann dann mit Datenbanken abgeglichen werden. Die Labore sollen dafür eine Vergütung bekommen, die aus dem Bundeshaushalt bezahlt wird.

Bund und Länder hatten eine systematischere Bestimmung von Virus-Typen in der vergangenen Woche beschlossen. Ziel ist, Mutationen »mit möglichen pandemieverschärfenden Eigenschaften« besser zu entdecken. Die Verordnung sieht vor, dass Labore, die solche Analysen vornehmen, pro gemeldeter Genomsequenz 200 Euro als Vergütung bekommen sollen. Je nach Infektionsgeschehen in Deutschland soll die Vergütung für bis zu fünf oder bis zu zehn Prozent der positiven Proben gezahlt werden. Wie es im Entwurf heißt, seien diese Anteile laut RKI geeignet, das Pandemiegeschehen umfassend auf molekularer Ebene zu überwachen und mögliche Maßnahmen zu ergreifen.

Für Europa ist derzeit vor allem die zunächst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7 relevant. Sie könnte die Pandemie nach Expertenansicht verschärfen, weil sie nach derzeitigem Kenntnisstand wohl leichter von Mensch zu Mensch übertragen wird.

+++ WHO begrüßt Chinas Einlenken bei Corona-Untersuchung +++

Genf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich erleichtert über Chinas Einlenken bei der geplanten internationalen Corona-Untersuchungskommission geäußert. Chinas Ankündigung, ein Team mit internationalen Gesundheitsexperten am Donnerstag einreisen zu lassen, sei begrüßenswert, teilte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic am Montag in Genf mit.

Die WHO wolle eng mit den chinesischen Behörden zusammenarbeiten, um den Ursprung des Covid-19-Erregers zu finden und die Übertragung auf den Menschen nachzuzeichnen. Ob die Virologen, Epidemiologen und andere Fachleute auch in die chinesische Millionenmetropole Wuhan reisen dürfen, ließ der WHO-Sprecher offen. Wuhan gilt als der Ort, an dem mutmaßlich die Corona-Infektionen bei Menschen begannen.

Zunächst hatten die Behörden der autoritär regierten Volksrepublik die Einreise des WHO-Teams verhindert. Das stieß bei der WHO auf Kritik. Er sei sehr enttäuscht über die Politik Chinas, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in der vergangenen Woche. Die Untersuchung müsse so schnell wie möglich beginnen. Die Ergebnisse seien sehr wichtig für die Weltgesundheitsorganisation.

Einige Länder, allen voran die USA, werfen China vor, versucht zu haben, den Ausbruch der Covid-19-Krankheit zu vertuschen. Zudem habe sich die chinesische Regierung nicht kooperativ gezeigt, den Ursprung der Pandemie zu finden. Zu Beginn der Coronakrise stand auch WHO-Chef Tedros stark in der Kritik, Ihm wurde vorgeworfen, gegenüber China zu nachsichtig zu sein.

+++ Bildungsforscher: Ungleiche Chancen beim Homeschooling +++

Erfurt. Der Erfurter Bildungsforscher Marcel Helbig warnt vor zunehmend ungleichen Bildungschancen durch den Distanzunterricht. Kinder aus sozial benachteiligten Familien seien besonders betroffen und könnten den technischen Anforderungen durch die Digitalisierung des Schulunterrichts nur unter erschwerten Bedingungen nachkommen, sagte Helbig am Montag im WDR. Die Voraussetzungen für das Homeschooling seien ungleich verteilt.

Doch grundsätzlich gebe es Schwierigkeiten für alle Familien mit berufstätigen Eltern im Homeoffice, mehreren schulpflichtigen Kindern im Distanzunterricht und nur einer begrenzten Anzahl technischer Geräte in einem Haushalt. Problematisch sei zudem, dass sich mit jeder verstreichenden Woche im Homeschooling beziehungsweise im Distanzunterricht der Abstand zwischen leistungsstärkeren und leistungsschwächeren Kindern vergrößere, betonte Helbig.

Und je länger die Phase des Distanzunterrichts dauere, umso stärker sinke bei den meisten Kindern irgendwann die Motivation, erklärte der Bildungsforscher weiter. Die wenigsten Lehrer schafften es, über den Abstand am Bildschirm oder über E-Mail-Rückmeldungen, die Kinder zu motivieren. »Motivation ist ein ganz zentraler Punkt«, betonte der Hochschullehrer von der Universität Erfurt. Mit Blick auf die jeweilige Schulform dürfe nicht vergessen werden, dass ohnehin Lernmotivation unterschiedlich stark vorhanden sei.

+++ Weltärztepräsident fordert einheitliche Corona-Regeln +++

Berlin. Der Chef des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, hält es für falsch, dass in den Bundesländern unterschiedliche Corona-Schutzmaßnahmen gelten. Die Ärzte seien darüber sehr unglücklich, sagte er im SWR. Die Bundesländer hätten sich auf mehr Gemeinsamkeiten einigen sollen. Er selbst wisse nicht mehr, was in Berlin, wo er lebe und im angrenzenden Brandenburg gelte. Ab heute gelten bundesweit strengere Corona-Regeln, allerdings unterscheiden sie sich von Bundesland zu Bundesland.

+++ Spahn: Moderna-Impfstoff kommt heute nach Deutschland +++

Berlin. Der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Moderna soll nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn noch an diesem Montag an einen zentralen Punkt in Deutschland geliefert werden und am Dienstag an die Bundesländer gehen. Dann könnten die Impfzentren beginnen, auch dieses Präparat zu impfen, sagte der CDU-Politiker am Montag im ZDF-»Morgenmagazin«. Es werde aber keine Wahlmöglichkeit geben, ob man diesen Impfstoff oder jenen von Biontech/Pfizer bekommen wolle. Dafür sei die Menge zu gering. Bis Ende des Quartals rechne er mit zwei Millionen Dosen von Moderna für Deutschland, im Laufe des Jahres mit 50 Millionen Dosen.

Spahn betonte erneut, dass das Impfen mit der Öffnung der Impfzentren beschleunige, wenn auch unter Bedingungen der Knappheit. Wenn ausreichend Impfstoff vorhanden sei, könnten auch die Hausärzte Impfungen vornehmen. Das werde im Laufe des Jahres geschehen, dazu brauche man aber »richtig viel Impfstoff«

+++ Giffey: Einheitliche Regeln für Kitas und Schulen +++

Berlin. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat die Bundesländer dazu aufgerufen, sich auf möglichst einheitliche Corona-Regelungen für Schulen und Kitas zu verständigen. Eltern wünschten sich bei allen Maßnahmen »ein möglichst bundesweit einheitliches und verlässliches Vorgehen«, sagte Giffey der »Rheinischen Post«. Auch sie selbst setze sich für einen gemeinsamen Rahmen ein, »wie es in den Ländern nach den harten Einschränkungen perspektivisch weitergehen kann«.

Giffey plädierte für die Wiederauflage eines klaren Stufenplans zur Rückkehr in den Regelbetrieb von Kitas und Schulen. Im derzeitigen harten Lockdown, der noch bis mindestens zum 31. Januar dauern wird, bleiben Schulen und Kitas in ganz Deutschland weitgehend geschlossen.

+++ DGB-Chef fordert Rechtsanspruch auf Homeoffice +++

Berlin. DGB-Chef Reiner Hoffmann will in der Corona-Pandemie einen Rechtsanspruch auf Homeoffice durchsetzen. »Wir fordern einen Rechtsanspruch auf Homeoffice - jedenfalls da, wo es machbar ist«, sagte er der »Süddeutschen Zeitung«. Ebenso müsse sichergestellt werden, »dass niemand ins Homeoffice gezwungen werden kann«. In der Corona-Pandemie reduzierten manche Firmen ihre Büroflächen, deren Beschäftigte verstärkt von zu Hause arbeiten.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hatte Ende vergangenen Jahres einen Rechtsanspruch aufs Homeoffice angekündigt, war dann jedoch nach Widerstand in den Unionsparteien zurückgerudert. Sein Gesetzentwurf sieht nun lediglich vor, dass ein Arbeitgeber mit einem Beschäftigten, der von zu Hause aus arbeiten möchte, darüber sprechen muss. Lehnt der Arbeitgeber ab, braucht er Gründe.

+++ 12.497 Corona-Neuinfektionen und 343 neue Todesfälle gemeldet +++

Berlin. Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 12.497 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 343 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie das RKI bekannt gab. Der Höchststand von 1188 neuen Todesfällen war am Freitag erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden - darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten.

An Montagen sind die erfassten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Grundsätzlich ist die Interpretation der Daten momentan schwierig, weil um Weihnachten und den Jahreswechsel herum Corona-Fälle laut RKI verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden.

Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Montagmorgen bei 166,6. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind jedoch enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten Sachsen mit 359,8 und Thüringen mit 316,2. Den niedrigsten Wert hatte Bremen mit 90,9. Wegen der Feiertage um den Jahreswechsel sind die Wochenwerte aber ebenfalls mit Vorsicht zu bewerten.

+++ Neue Corona-Regeln in Kraft +++

Berlin. Angesichts weiter hoher Corona-Infektionszahlen gelten ab diesem Montag in allen Bundesländern schärfere Regelungen. Als letzte Bundesländer setzen Bayern, Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein die am vergangenen Dienstag in einer Bund-Länder-Schalte beschlossenen Regeln um. So gelten etwa strengere Kontaktbeschränkungen: Der eigene Haushalt darf sich nur noch mit einer weiteren Person treffen.

Neu ist auch die Regel für extreme Corona-Hotspots, wonach sich Menschen in Landkreisen mit einer Inzidenz von mehr als 200 Infektionen auf 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen ohne triftigen Grund nicht mehr als 15 Kilometer vom Wohnort entfernen dürfen. Dabei gehen die Länder unterschiedliche Wege und überlassen das teils den Kommunen oder empfehlen die Maßnahme nur. Baden-Württemberg etwa plant derzeit keine entsprechende Regel.

+++ Bodo Ramelow: Ich merke, dass die Hütte brennt +++

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat sich mit drastischen Worten gegen Forderungen nach Lockerungen in der Corona-Pandemie ausgesprochen. »Wir müssen einfach der Tatsache ins Auge sehen, dass das Virus jetzt erst anfängt, richtig Fahrt aufzunehmen«, sagte der Linke-Politiker am Sonntagabend im ZDF-»heute journal«. »Ich merke, dass bei mir in Thüringen gerade die Hütte brennt. Heute ist für mich ein schlimmer Tag. Denn heute haben wir in ganz Thüringen die 300er-Inzidenz überschritten, und alle Landkreise und kreisfreien Städte sind über die 200 gegangen. Es ist kein Platz mehr für Lockerungen und die Debatte von der Lockerung zur Lockerung.« Sein Appell an die Thüringer Wirtschaft sei, möglichst alles zu unterlassen, was im Moment nicht notwendig ist.

Im April soll in Thüringen eigentlich der Landtag neu gewählt werden. Dazu verhandeln laut Ramelow in der kommenden Woche die Parteien. »Und dem will ich nicht vorgreifen. Aber eines ist doch klar: Wir haben auch 30 000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die wir auch schützen müssen. Und insoweit müssen alle Beteiligten darüber nachdenken: Wenn im Januar, Februar keine Bewegung ist, dann werden wir auch das mitentscheiden müssen.«

+++ Karl Lauterbach: Notfalls Wirtschaftsleben drastisch herunterfahren +++

Berlin. Der SPD-Politiker Karl Lauterbach hält eine Verschärfung des Lockdowns für möglich. Notfalls müsse das Wirtschaftsleben drastisch heruntergefahren werden. »Wir haben uns bei dem, was wir gemacht haben, sehr stark auf das Private und die Schulen konzentriert. Wenn das nicht reicht, dann müssen wir tatsächlich auch an die Betriebe herangehen«, sagte er dem »Tagesspiegel« (Montag). »Das wird schlicht nicht anders gehen.« Agenturen/nd

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