Linke drängt auf Entscheidung zu Neuwahltermin in Thüringen

»Mehr Demokratie« spricht sich für eine flächendeckende Briefwahl bei der angedachten Landtagswahl aus

  • Lesedauer: 3 Min.

Erfurt. Die Partei- und Fraktionsvorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, drängt auf eine Entscheidung zum Termin für die Auflösung des Thüringer Landtags sowie seine Neuwahl. »Das sollten die vier Vertragspartner Linke, SPD, Grüne und CDU am Donnerstag gemeinsam entscheiden«, sagte Hennig-Wellsow am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. »Position der Linken ist, dass es 2021 Neuwahlen geben muss.« Die Linke, die mit Bodo Ramelow den Ministerpräsidenten stellt, hat zu einem Treffen der vier Parteien eingeladen.

Bisher ist vorgesehen, den Landtag im Februar aufzulösen, um den Weg für seine Neuwahl am 25. April frei zu machen. Angesichts hoher Corona-Infektionszahlen gibt es aber Zweifel, ob an diesem Zeitplan festgehalten werden sollte. Thüringen hatte am Mittwoch bundesweit den höchsten Sieben-Tages-Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner mit 324.

Ramelow regiert seit März 2020 mit einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung, die auf Stimmen der oppositionellen CDU-Fraktion angewiesen ist. Linke, SPD, Grüne und CDU hatten sich im vergangenen Jahr zur Beendigung einer wochenlangen Regierungskrise auf eine Vereinbarung verständigt, die die Verabschiedung des Landeshaushalts 2021 ermöglicht hat. Der sogenannte Stabilitätspakt der vier Fraktionen sieht im zweiten Schritt die vorgezogene Neuwahl Ende April vor - in der Hoffnung auf klare Mehrheitsverhältnisse im Parlament.

Sollte es zu einer Neuwahl kommen, schlägt der Landesverband des Vereins Mehr Demokratie eine flächendeckende Briefwahl vor. Gleichzeitig sollten die Wahllokale nur für einige Stunden für die Menschen geöffnet werden, die nicht an einer Briefwahl teilnehmen wollen oder könnten. »Mit der flächendeckenden Briefwahl lässt sich die vorgezogene Landtagswahl absichern und zugleich das Wahlrecht modernisieren«, sagte der Sprecher von Mehr Demokratie in Thüringen, Ralf-Uwe Beck, laut Mitteilung von Mittwoch.

Allen Stimmberechtigten sollten die Briefwahlunterlagen automatisch erhalten. Der Verein gab an, den Vorschlag in einer Stellungnahme zum Gesetzentwurf der rot-rot-grünen Regierung für die vorgezogene Wahl an den Thüringer Landtag geschickt zu haben. »Die Briefwahl wird in dem Gesetzentwurf als Notfallinstrument betrachtet, flächendeckend aber ist sie ein Mittel zur Steigerung der Wahlbeteiligung«, sagte Beck. Bewähre sich die flächendeckende Briefwahl, könnte sie generell eingeführt werden. »So kann aus dem Krisenmanagement eine Chance für die Demokratieentwicklung entstehen.«

Der Gesetzentwurf der Fraktionen von Linker, SPD und Grünen soll die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Wahl auch in der Pandemie stattfinden kann - ohne dass die Wähler ihre Gesundheit gefährden müssen, wenn sie ihre Stimme im Wahllokal abgeben. Eine reine Briefwahl sieht der Entwurf bislang aber nur im äußersten Fall vor. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.