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Training wird überbewertet
Alba Berlin ist Opfer von Erfolg und Pandemie, erreicht aber das Pokalhalbfinale
Als Interimstrainer Israel González auf die Vorbereitung seiner Basketballer von Alba Berlin zum nächsten Spiel angesprochen wurde, brachte er seinen Chef zum Lachen: »Wir werden viel trainieren«, sagte González, der derzeit den von einer Corona-Erkrankung geschwächten Coach Aíto García Reneses vertritt. Immerhin stand Letzterer am Mittwochabend mal wieder an der Seite seines sonstigen Assistenten. Doch Aíto überließ González noch das Führen der Mannschaft - und die Interviews nach der mit 103:63 klar gegen Braunschweig gewonnenen Pokalpartie.
Den Scherz übers viele Trainieren versteht nur, wer Albas Spielplan kennt. Ununterbrochen stehen drei Spiele pro Woche an Zeit zum Trainieren bleibt dazwischen so gut wie nie. Stattdessen wird erholt, gereist, gespielt. Erholt, gereist, gespielt. Auch in dieser Woche ist das nicht anders. Dem Pokalspiel am Mittwoch folgt an diesem Freitag ein Euroleague-Duell in Spanien, zu dem die Berliner am Donnerstag in aller Frühe aufbrachen. »Wir werden uns dehnen, uns die Halle und ein Video des Gegners anschauen, und das war’s. Das machen wir so schon seit Wochen«, berichtete González.
Die Berliner sind Opfer ihres Erfolgs und der Pandemie. Durch den Gewinn der Meisterschaft im Sommer 2020 qualifizierte sich Alba für die Euroleague, in der mittlerweile ebenso 34 Hauptrundenspiele zu absolvieren sind wie in der Bundesliga. Hinzu kommt, dass die heimische Liga coronabedingt etwas später begann als sonst und sich Ende Oktober die halbe Alba-Mannschaft mit dem Virus infiziert hatte, weshalb einige Spiele ausfielen. Die müssen nun nachgeholt werden, was den Spielplan erneut verengt.
Eines dieser Nachholspiele war die Pokalpartie am Mittwoch in Berlin. Eigentlich hätte sie schon im Oktober gespielt werden sollen, doch damals musste Albas Truppe komplett in Quarantäne. Als die Braunschweiger im Dezember auf dem Weg in die Hauptstadt waren, wurden sie selbst wegen Infektionen im Team zurück in die Isolation beordert. Nun endlich fand das Spiel statt, war dafür aber schon früh im dritten Viertel entschieden. Spannung kam nie auf, doch immerhin steht jetzt fest: Alba steht im Halbfinale, das letzte Vorrundenspiel gegen Oldenburg ist wertlos geworden und fällt vermutlich aus, auch wenn die Bestätigung der Liga bis Donnerstagnachmittag noch fehlte.
»Das Spiel hätte eh keinen mehr interessiert. Außerdem spielen wir schon so viel, und das Risiko von Infektionen ist auf jeder Reise groß«, plädierte Berlins Sportdirektor Himar Ojeda für die Streichung des Duells mit Oldenburg. »Auf keinen Fall will ich das spielen. Ich brauche mal eine Pause«, stimmte Centerspieler Johannes Thiemann zu. Interimstrainer González brauchte auch niemand zu überzeugen: »Jedes Spiel weniger ist gut für uns. Wir hatten zuletzt sechs Partien in zwölf Tagen. Das ist unglaublich.«
Das Problem an den vielen Spielen ist nicht nur der Ausfall von Trainingszeiten, sondern auch das erhöhte Verletzungsrisiko. Zuletzt hatte es gleich fünf Leistungsträger Albas gleichzeitig getroffen. Doch auch diese Phase überstand die Mannschaft mit drei Siegen in der Bundesliga unerwartet gut. Die Bilanz von 1:3 in der Euroleague, in der die Berliner ohnehin nur im Mittelfeld mitspielen, war für Geschäftsführer Marco Baldi locker zu verkraften. »Es ist wichtig, dass wir jetzt wieder auf unseren fast kompletten Kader zurückgreifen können. Die letzten Wochen waren das reine Überleben.«
Wann das Finalturnier der besten vier Teams im Pokal ausgetragen wird, ist noch unklar. Neben Berlin haben sich bereits München, Ulm und Göttingen qualifiziert. Ursprünglich sollte das Top Four Anfang November in München stattfinden, doch Corona warf den Plan über den Haufen. Nun ist kaum noch Platz in Albas Spielplan. Mal sehen, an welcher Stelle die zwei ausstehenden Partien nun reingequetscht werden.
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