Das Wunder ist ausgeblieben

Kurt Stenger über ein Jahr Corona in Deutschland

Exakt ein Jahr nachdem der erste Fall einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus in Deutschland nachgewiesen wurde, scheinen wir noch ganz am Anfang zu stehen: Bund und Länder hecheln mit immer neuen Lockdown-maßnahmen den Infektionszahlen hinterher, viele Intensivstationen arbeiten an der Belastungsgrenze, die Todeszahlen bleiben besorgniserregend hoch. Und die erhoffte Immunisierung durch millionenfaches Impfen scheint wegen schlechter Organisation und des Lieferchaos der Pharmaunternehmen steckenzubleiben.

Doch trotz wachsender Unzufriedenheit auch vieler nicht querdenkender Bürger muss man konstatieren, dass es keine Blaupause gibt, wie Covid-19 in einem dicht besiedelten Industrieland rasch und vor allem dauerhaft zurückgedrängt werden kann. Und dass mehrere Impfstoffe gegen eine neuartige Erkrankung bereits zugelassen sind, ist bemerkenswert, gerade wenn man an viele andere gefährliche Krankheiten denkt, bei denen seit Jahren wenig vorangeht. Zurückzuführen ist das natürlich nur auf die staatlichen Zuschüsse - und auf Milliardenprofite, die winken. Entsprechend genau muss man den Pharmafirmen auf die Finger schauen. Und darf zudem die vielen armen Länder ohne Zugang zu Impfstoffen nicht vergessen.

Ein schnelles Wunder kann indes selbst das Impfen nicht bewirken. Genau das ist letztlich auch das Problem der Regierenden, die mit ihren Aktionen in ein, zwei Wochen die Zahlen unter einen bestimmten Wert drücken wollen, was nicht funktioniert. Corona braucht eine längerfristige Strategie, die weiterhin fehlt: Die soziale Abfederung der Maßnahmen ist extrem dürftig. Und dass Krankenhäuser und Pflegeheime im Auge des Sturms nicht massiv gestärkt wurden, ist schlicht unglaublich - ein Jahr nach dem Übergreifen der Pandemie auf Deutschland.

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