- Wirtschaft und Umwelt
- Kai Diekmann und "Bild"
Wirecard: Post vom Kai
Wie Kai Diekmann für Wirecard in die Bresche sprang
Ob Kai Diekmann an den Springer-Kolumnisten Franz Josef Wagner dachte, als er am 14. Mai 2020 dem damaligen Wirecard-Chef Markus Braun eine Mail schrieb? Zumindest legt dies der Stil nahe, der stark dem der berühmt-berüchtigten »Bild«-Kolumne »Post von Wagner« ähnelt. »Lieber Herr Dr. Braun, es macht fassungslos, wie Fakten und Darstellung von Fakten auseinanderfallen können. Bleiben Sie stark!«, schrieb der Ex-»Bild«-Chefredakteur Diekmann damals laut der »Süddeutschen Zeitung«. Das Pikante daran: Nur ein paar Tage später musste der mittlerweile insolvente Finanzdienstleister Wirecard zugeben, dass 1,9 Milliarden Euro in seiner Bilanz fehlten – und Diekmanns E-Mail-Freund Braun fand sich deswegen in Untersuchungshaft wieder.
Diese Mail ist nicht das einzige Detail über die Verstrickungen Diekmanns in den Skandal, das die »Süddeutsche« zusammen mit WDR und NDR Ende vergangener Woche ans Tageslicht beförderte. So soll der ehemalige Journalist bei Staatssekretären relevanter Ministerien für das bayerische Unternehmen lobbyiert haben. Dabei hätte der 56-Jährige eigentlich wissen müssen, wie sehr solche pikanten Botschaften einem den Ruf ruinieren können.
Schließlich war er am Sturz des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff nicht ganz unbeteiligt. Der CDU-Politiker hatte seinerzeit versucht, ihm nicht genehme Berichte über seine Person in der »Bild« zu verhindern. Dafür rief Wulff Diekmann an und drohte ihm auf seiner Mailbox, dann sei »der Rubikon überschritten«. Diekmann veröffentlichte daraufhin kurzerhand eine Abschrift der Ansage in »Springers heißem Blatt«. Das war der Anfang vom Ende des Bundespräsidenten.
Vielleicht hat Diekmann beim Verfassen der Mail auch nur die Aussicht auf ein sattes Beraterhonorar geritten. Seit seinem Abschied bei Springer vor vier Jahren verdingt er sich vornehmlich als PR-Berater – etwa über die von ihm gegründete Firma Storymachine.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!