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Kampf um die Königsdisziplin
Mikaela Shiffrin und Marco Schwarz gewinnen die alpine WM-Kombination
Mikaela Shiffrin hat den Maßstab gesetzt, wieder einmal. Aber bei diesen Weltmeisterschaften ist das der US-Amerikanerin bisher nur in der Kombination gelungen. Sie gewann am Montag souverän vor der Slowakin Petra Vlhova und Michelle Gisin aus der Schweiz. Überraschung? Nein, die Protagonistinnen standen schon vor dem ersten Teil des Wettbewerbs, dem Super-G am Vormittag, fest. Bei den Männern schien der Kreis ein wenig größer, aber am Ende fanden sich auch da die Favoriten auf dem Podest wieder, wenn auch nicht in der erwarteten Reihenfolge. Der Österreicher Marco Schwarz gewann vor dem stärker eingeschätzten Alexis Pinturault aus Frankreich. Dritter wurde der Schweizer Loic Meillard. Wie bei den Frauen war die Entscheidung nach den ersten sieben Startern im Slalom gefallen. Simon Jocher, einziger DSV-Starter, landete auf dem beachtlichen fünften Platz.
Die Spannung hielt sich in Grenzen. Auch wegen des überschaubaren Kreises an Medaillenkandidaten gilt die alpine Kombination schon länger als ungeliebtes Kind. Früher war es die Königsdisziplin, in der der kompletteste Skirennläufer gekürt wurde. In den immer komplexer werdenden Weltcupkalender passt der alpine Zweikampf aber schon länger nicht mehr. Vor zwei Jahren gab es deshalb Bestrebungen, die Kombination zu streichen, auch aus dem Olympiaprogramm zu nehmen und zu versuchen, 2022 in Peking durch ein weiteres Parallelrennen zu ersetzen. Im letzten Moment machte der Weltverband einen Rückzieher - auch weil sich der mächtige Präsident des Österreichischen Skiverbandes, Peter Schröcksnadel, für den Verbleib der Kombination eingesetzt hatte. In Cortina D’Ampezzo werden nun beide Wettbewerbe ausgetragen. Nach der Kombination gibt es an diesem Dienstag Einzel-Parallelrennen der Frauen und Männer im Riesenslalom.
Der frühere Skirennläufer Marc Girardelli sieht die zunehmende Spezialisierung als Grund dafür, dass die Kombination an Attraktivität verloren hat. Aus Identifikationsgründen müssten die Besten jedes Wochenende im Fernsehen zu sehen sein. »Wenn sie nicht imstande sind, Slalom zu fahren, dann sollten sie auch keine Berechtigung haben, im Weltcup mitzufahren«, sagt der einst für Luxemburg gestartete Vorarlberger der österreichischen Tageszeitung »Der Standard«. Girardelli hatte in seiner Karriere dreimal WM-Gold in der Kombination geholt und im Weltcup in allen damals ausgetragenen Disziplinen Wettbewerbe gewonnen. Allerdings sind die athletischen Anforderungen und das Niveau im Skisport ungleich höher als zu Girardellis besten Zeiten vor 30, 35 Jahren. Kaum ein Rennläufer oder eine Rennläuferin schafft es kräftemäßig mehr, alle Disziplinen zu bestreiten.
Der alpine Zweikampf aus einer schnellen Disziplin und dem Slalom erfährt vor allem bei jenen Verbänden noch Wertschätzung, die bei Großereignissen aussichtsreiche Medaillenkandidaten am Start haben. Derzeit sind dies die Schweizer, auch die Österreicher, zumindest bei den Männern, und die Franzosen. Davor waren es viele Jahre die Deutschen. Zuerst wegen Martina Ertl-Renz, Kombinationsweltmeisterin vor 20 Jahren, ein Jahr später gewann sie ihre einzige alpine Olympiamedaille in dieser Disziplin. Später dominierte Maria Höfl-Riesch, sie errang zwei ihrer drei Olympiasiege in der Kombination und den WM-Titel 2013 - das bisher letzte deutsche Gold bei einer alpinen Weltmeisterschaft.
Statt die Kombination zu streichen, wurden nur die Regeln verändert, wieder einmal. Der Beste des ersten Wettbewerbsteils, entweder Abfahrt oder Super-G, startet im Slalom nicht mehr als 30., sondern eröffnet seit vergangenem Winter den Torlauf. Damit sollten die Chancen der Abfahrer erhöht werden. Der Plan ging nicht auf. In Cortina stand wie bei den letzten drei Großereignissen kein Schnellfahrspezialist auf dem Podest.
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