Teure Katzenkunst
Das Zeitalter der Katzenbildchen schreitet voran. Die geistigen Folgen dessen sind zwar noch unerforscht, doch wenn man die Auswirkungen von lebendig schurrenden Fellbündelchen auf so manche Zeitgenossen beobachtet, die man durchaus für vernunftbegabt hielt, bevor sie urplötzlich in eine Mischung aus grenzdebilen Kehllauten und Babysprache verfallen sind, lässt sich kaum Gutes erwarten. 2011 erblickte das 8-Bit-Meme Nyan Cat erstmals das Licht des Internets. Die Katze mit dem Regenbogenschweif wurde vielfach verbreitet, bevölkerte Privatkonversationen wie Forendebatten. Der Macher Chris Torres hat das Meme nun für 600 000 US-Dollar versteigert. Möglich wurde das, weil man seit knapp vier Jahren sogenannte NFT (»non-fungible tokens«, also nicht austauschbare Sammlerstücke) handeln kann - im Bereich der Blockchain-Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum.
Auch das Blockchain-Spiel »CryptoKitties« - ein Spiel mit leicht deformiert ausschauenden Katzen, die man kaufen, verkaufen und miteinander paaren kann - wurde schon als NFT für mehrere Hunderttausend Dollar verkauft. Im vergangenen Jahr belief sich der Umsatz von NFTs auf über 100 Millionen US-Dollar, für 2021 werden Umsätze von über 1 Milliarde US-Dollar erwartet. Der Nyan-Cat-Schöpfer Torres sagte zu seinem Verkauf: »Ich habe gerade die Dämme der Zukunft der Meme-Ökonomie im Krypto-Universum geöffnet.« Dass sich auch die digitale Ökonomie nun in Kunstwerte stürzt, könnte jedoch ebenso gut als Krisensymptom statt Aufbruch der digitalen Künste zu deuten sein. Am vergangenen Donnerstag wurden erstmals NFTs im renommierten Auktionshaus Christie's versteigert. Mit Katzenbildchen wird jetzt das große Geld gemacht. jha
Foto: Photocase/Marshi
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